Es stinkt in Kathmandu: Müll türmt sich auf dem berühmten Durbar-Platz. Das Unesco-Weltkulturerbe ist einer von zahlreichen Orten in der Hauptstadt Nepals, die übersät sind mit wachsenden Bergen Abfall.
Bhim Bahadur Lama, Anwohner:
"Wir haben genug von dem Müll. Wir werden krank und müssen ins Krankenhaus. Wir sollten nicht gezwungen werden, in solch einem Gestank zu leben."
Maitali Sunuwar, Anwohnerin:
"Der Müll macht nur Probleme. Die Touristen gehen an dem Müll vorbei und halten sich Mund und Nase zu. Auch wir müssen speien, weil es so schlimm ist."
Rund eine Million Menschen leben in Kathmandu, einer lebhaften Stadt mit vielen bedeutenden Tempeln und Pagoden aus der buddhistischen und hinduistischen Kultur. Die Stadt liegt im Himalaja und ist 160 Kilometer vom Mount Everest entfernt. Entsprechend viele Bergsteiger und Touristen kommen hierher. Doch der Blick auf die Sehenswürdigkeiten in Kathmandu wird getrübt – nicht nur regelmäßig durch dichten Smog, sondern neuerdings auch durch die riesigen Berge von Unrat. Die Touristen, die Kathmandu zu Hunderttausenden jedes Jahr besuchen, sind entsetzt.
Richard McSorley, britischer Tourist:
"Gestern war ich am Durbar-Platz. Ich habe umgerechnet acht Dollar für den Eintritt bezahlt. Ja, ich weiß, wegen des Erdbebens 2015 restaurieren sie den Platz noch. Aber ich wünschte, ich hätte mein Handy dabeigehabt. Da war so ein riesiger Haufen Müll."
Normalerweise wird der Abfall aus Kathmandu auf Deponien im Umland entsorgt. Doch das ist seit Wochen nicht mehr geschehen. Die Menschen auf dem Land behindern die Müllentsorgung in ihrer Nachbarschaft.
Anfang Juni auf einer Straße zum Dorf Banchare Dada: Hunderte Dorfbewohnerinnen und -bewohner fällen Bäume und errichten eine Straßenbarriere. So verhindern sie, dass etwa 200 Lastwagen, beladen mit Abfällen aus Kathmandu, die Mülldeponie im Dorf anfahren können. Die Wagen kehren unverrichteter Dinge wieder um.
Seit wenigen Wochen erst wurde der Müll aus Kathmandu zu der neuen Deponie in Banchare Dada gefahren. Die Regierung hatte die Anlage errichtet, nachdem eine Deponie im Nachbardorf schlicht voll war. Schon während des Baus protestierten die Anwohner von Banchare Dada. Sie werfen den Behörden vor, zu wenig für die Infrastruktur im Dorf und eine verantwortungsvolle Müllentsorgung getan zu haben. Seitdem die Müllwagen rollen, sabotieren die Dorfbewohner den Betrieb der Deponie.
Shree Ram Dhungana, Dorfbewohner:
"Der ganze Müll wird hier in der Nähe der Häuser abgeladen. Die sollten aber zwei bis drei Kilometer Abstand von der Deponie haben, andernfalls können wir hier nicht wohnen bleiben. Entweder wir werden umgesiedelt oder sie müssen aufhören, hier Müll abzuladen."
Die Behörden reagieren mit harter Hand auf die Proteste der Dorfbewohner. Nachdem diese Müllwagen durch Steinwürfe beschädigt hatten, vertrieb die Polizei sie vom Deponiegelände. Laut Zeugenaussagen wurden auch drei Polizisten bei den Unruhen verletzt.
Fest steht: Nepal hat ein Müllproblem. Fast die Hälfte des in den Bezirken anfallenden Abfalls stapelt sich auf Deponien im ganzen Land, so eine Erhebung der Regierung aus dem Jahr 2020. Rund ein Drittel werde verbrannt, der Rest in oder an Flüssen entsorgt. Und das, obwohl mehr als die Hälfte der Abfälle biologisch abbaubar wäre. Doch kompostiert wird im Land bisher nicht im großen Stil.
Die Situation in Kathmandu soll jetzt durch eine Vereinbarung zwischen der Umweltbehörde und lokalen Dorfvertretern entspannt werden. Die Stadt hat angekündigt, in Zukunft Bioabfälle vom übrigen Müll zu trennen. Außerdem will sie in den betroffenen Dörfern Straßen bauen und die Uferbefestigung eines Flusses reparieren. Baumpflanzungen und erweiterte Krankenversicherungen sollen der Natur und den Menschen zugutekommen. Doch die Maßnahmen sollen erst im nächsten Haushaltsjahr beginnen. Pläne, die Müllentsorgung in Kathmandu nachhaltig zu gestalten, gibt es dagegen nicht.