Es sind die letzten Wahlkampftage – die letzten Chancen für Donald Trump, das Blatt noch zu wenden und wiedergewählt zu werden. Zu einem Auftritt im US-Bundesstaat Arizona lud er jetzt einen Gast ein, der ihm in Sachen Populismus und Verdrehung von Tatsachen kaum nachsteht. Entsprechend fiel die Vorstellung des britischen Brexit-Treibers aus.
Donald Trump, US-Präsident
"Ein Freund von mir! Viele Leute sagen: einer der mächtigsten Männer in Europa. Nigel Farage."
Nigel Farage, Brexit-Partei, ehemaliger EU-Abgeordneter
"Im Vergleich mit dir bin ich ja geradezu unumstritten und schüchtern. Vor vier Jahren war es mir eine Ehre, nach Amerika zu kommen, um die Brexit-Botschaft zu überbringen, die Botschaft, dass man das Establishment schlagen kann. Genau das hat Donald Trump getan: Er hat die Meinungsforscher geschlagen, er hat die Medien geschlagen, er hat alle Vorhersagen geschlagen. Ihr gebt eure Stimme dem gegenwärtig einzigen Anführer der freien Welt, der den Mut hat, aufzustehen und für den Nationalstaat zu kämpfen, für den Patriotismus, gegen den Globalismus.
Ob ausgerechnet der in den USA eher unbekannte Farage Trump hilft, Stimmen zu sammeln, bleibt offen. Sicher ist: Trump ist wegen seiner schlechten Umfragewerte in der Defensive.
Roland Nelles, Korrespondent DER SPIEGEL
"Arizona ist für Trump eigentlich ein wichtiger Staat, den hat er beim letzten Mal gewonnen. Den müsste er jetzt eigentlich auch wieder gewinnen, wenn er ganz sicher vorne liegen will. Aber es könnte knapp werden. Die Demokraten sind in den Umfragen vorne, so wie in vielen anderen Staaten auch. Man muss sagen, Donald Trump wirkt jetzt nicht gerade wie jemand, der möglicherweise eine Wahl verlieren könnte. Ganz im Gegenteil. Er verbreitet hier maximalen Optimismus. Er ist gut drauf. Er macht lockere Sprüche, attackiert natürlich seine Gegner und lobt sich selbst. Es sind diese typischen Trump-Behauptungen, viele Lügen sind dabei und natürlich immer wieder das Thema Covid , was er hier herunterspielt. Das kommt bei seinen Anhängern gut an."
Donald Trump, US-Präsident
"Wenn ihr Biden wählt, bedeutet das: keine Kinder in der Schule, keine Schulabschlüsse, keine Hochzeiten, kein Thanksgiving, kein Weihnachten und kein 4. Juli zusammen. Ansonsten habt ihr ein wundervolles Leben. Ihr könnt nur niemanden treffen, aber das passt schon."
Roland Nelles, Korrespondent DER SPIEGEL
"Es gibt ja immer wieder die Parallelen zur Wahl 2016. Man hat den Eindruck, Trump möchte quasi den Erfolg von 2016, wo er ganz am Schluss nochmal Hillary Clinton überholt hat, gerne wiederholen. Aber Joe Biden ist ein anderer Kandidat als Hillary Clinton, und er ist viel beliebter als Hillary Clinton bei vielen Wählern. Und es ist auch in den Umfragen so, dass Joe Biden jetzt in vielen Umfragen noch weitaus weiter vorne liegt als Hillary Clinton damals. Wir wissen, einige der Umfragen damals waren falsch. Das kann auch sein, dass sie diesmal wieder falsch sind. Aber sie müssten schon wirklich eine ganze Strecke daneben liegen. Aber es sind immer noch ein paar Tage bis zur Wahl. Es kann auch sein, dass am Ende alles ganz knapp wird und dann die Gerichte entscheiden müssen. Wir sind im Grunde hier, die Amerikaner, aber auch wir Beobachter auf alle möglichen Szenarien eingestellt. Es kann eine blaue Welle geben, dass Joe Biden in einem Erdrutsch siegt. Es kann passieren, dass es ganz knapp wird. Aber es ist eben auch weiterhin nicht ausgeschlossen, dass Trump doch noch das Wunder schafft und hier wieder als Präsident wiedergewählt wird."