Nach Protesten Nigeria will brutale Polizeieinheit auflösen

Seit einer Woche demonstrieren Nigerianer gegen eine Polizeieinheit, die für Raubüberfälle auf Zivilisten bekannt ist. Präsident Muhammadu Buhari hat ihre Auflösung angekündigt. Die Demonstranten sind skeptisch.
Eine Frau nimmt am 11. Oktober 2020 an den Protesten in Lagos, Nigeria, gegen die Polizeieinheit Sars teil

Eine Frau nimmt am 11. Oktober 2020 an den Protesten in Lagos, Nigeria, gegen die Polizeieinheit Sars teil

Foto: TEMILADE ADELAJA / REUTERS

Nach einer Woche heftiger Proteste hat Nigerias Präsident Muhammadu Buhari am Montag angekündigt, eine Spezialeinheit der Polizei aufzulösen. Die Demonstrierenden werfen der "Antiüberfalleinheit" Sars wiederholte Raubüberfälle und Misshandlungen von Zivilisten vor. Die Polizei ging mit Tränengas und scharfer Munition gegen die Demonstrierenden vor, nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters wurde mindestens ein Demonstrant getötet.

Die Sars wurde 1992 gegründet, um Bandenkriminalität und gewaltsame Überfälle zu bekämpfen. Seitdem gibt es zunehmend Probleme mit der Polizeieinheit. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dokumentiert mindestens 82 Fälle von Folter, Misshandlung und außergerichtlicher Hinrichtung durch die Sars zwischen Januar 2017 und Mai 2020. Auch ein Antifoltergesetz, das 2017 erlassen wurde, hat laut Amnesty International nicht zur Strafverfolgung der involvierten Sars-Mitglieder geführt. Opfer der Überfälle würden insbesondere junge Männer zwischen 18 und 35 aus Geringverdienerhaushalten.

Buhari versprach am Montag außerdem umfassende Polizeireformen und die Strafverfolgung von Sars-Mitgliedern. Die Ankündigung, die Einheit aufzulösen, ist die vierte in vier Jahren. "Die Leute haben genug, man kann reden so viel man will, aber wenn nichts getan wird, werden wir weiter hier auf der Straße sein", sagte die 26-jährige Demonstrantin Olasunkanmi Amoo am Montag der New York Times. Der Gouverneur des Bundesstaats Lagos schrieb in der Nacht zu Dienstag auf Twitter, alle inhaftierten Demonstranten seien freigelassen worden. Niemand, der friedlich demonstriere, werde Gewalt erfahren.

Nigerianische Stars wie Wizkid, Tiwa Savage und Davido kamen zu den Demonstrationen. Auch in den USA, wo seit Monaten wieder vermehrt gegen rassistische Polizeigewalt demonstriert wird, fanden die nigerianischen Proteste Unterstützung, beispielsweise durch die Rapperin Cardi B und Chance The Rapper.

luz/Reuerts
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