Nach Angriff in Nizza Frankreich ruft höchste Terror-Warnstufe aus

Ein Mann hat in Nizza mehrere Personen mit einem Messer attackiert und dabei mindestens drei getötet. Die Ermittler gehen von einem terroristischen Hintergrund aus. Auch nahe Avignon gab es einen Angriff.
Tödliche Attacke in Nizza: Einsatzkräfte am Tatort

Tödliche Attacke in Nizza: Einsatzkräfte am Tatort

Foto: VALERY HACHE / AFP

Nach der tödlichen Messerattacke in Nizza hat Frankreich die höchste Terror-Warnstufe ausgerufen. Sie gilt landesweit, wie Regierungschef Jean Castex am Donnerstag in Paris mitteilte. Castex verurteilte die "ebenso feige wie barbarische Tat, die das ganze Land in Trauer versetzt". Am Freitag will die Regierung nach Angaben des Premiers in einer Krisensitzung über die Lage beraten. 

DER SPIEGEL

Am Vormittag hatte ein Angreifer in Nizza mindestens drei Menschen getötet. In einem Örtchen nahe Avignon hatten Sicherheitskräfte nur kurze Zeit später einen mutmaßlichen Angreifer getötet, der Passanten mit einer Waffe bedroht haben soll. Nach Medienberichten soll es sich um einen rechtsextremen Angreifer handeln.

Bei der Tat in der Kirche Notre-Dame in Nizza wurden nach Polizeiangaben zwei Menschen getötet. Ein drittes Opfer erlag kurze Zeit später seinen Verletzungen. Sechs Personen wurden verletzt. Nach übereinstimmenden Medienberichten soll mindestens einem Opfer die Kehle durchgeschnitten worden sein. Die Pariser Antiterrorstaatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen. Es gehe unter anderem um den Vorwurf des Mords in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben, bestätigte die Behörde.

Bürgermeister von Nizza geht von Terroranschlag aus

Alles deute auf einen Terroranschlag hin, teilte der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, auf Twitter mit. Später sagte er in einem Interview mit dem Sender BFMTV, der mutmaßliche Täter habe mehrfach "Allahu Akbar" gerufen.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will nach Angaben seines Pariser Büros nach Nizza reisen, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Nizza wurde bereits 2016 von einem Terroranschlag erschüttert. Damals starben 86 Menschen, als ein Attentäter mit einem Lkw auf dem Strandboulevard Promenade des Anglais in eine Menschenmenge raste.

Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen

Der mutmaßliche Täter wurde Angaben des Bürgermeisters zufolge festgenommen. Eine Polizistin sagte laut der Nachrichtenagentur AP, der Täter sei bei der Festnahme verletzt und in ein Krankenhaus gebracht worden.

Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin bestätigte den Vorfall, ohne Details zu nennen, eine Krisensitzung sei einberufen worden. Darmanin hatte mehrfach von einer hohen Terrorgefahr im Land gewarnt.

"Dieser Schmerz wird von uns allen in Europa gefühlt."

David Sassoli, Präsident des Europaparlaments

Der Präsident des Europaparlaments, David Sassoli, rief zur Geschlossenheit auf. "Wir haben die Pflicht, zusammen gegen Gewalt und gegen diejenigen zu stehen, die aufhetzen wollen und Hass verbreiten", schrieb der Italiener am Donnerstag auf Twitter. Er sei schockiert und traurig über die Nachrichten aus Nizza. "Dieser Schmerz wird von uns allen in Europa gefühlt."

Spannungen zwischen Frankreich und der islamischen Welt

Erst vor zwei Wochen war ein Lehrer in einem Vorort von Paris enthauptet worden. Er hatte in einer Unterrichtseinheit über Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen gezeigt. Das Verbrechen hatte im ganzen Land Entsetzen ausgelöst. Es waren Zehntausende auf die Straße gegangen, um sich solidarisch zu zeigen.

Nach der Tat hatte Frankreichs Präsident Macron das Zeigen von Mohammed-Karikaturen verteidigt. In mehreren arabischen Ländern gab es Boykottaufrufe für französische Produkte. Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan rief zum Boykott auf und attackierte Macron scharf. 

bbr/mrc/dpa/AFP
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