Nordirland Maskierte Loyalisten setzen Bus in Brand

Sie bedrohten den Fahrer mit einer Waffe und legten Feuer: Im nordirischen Städtchen Newtownards haben zwei Männer einen Bus überfallen. Als Grund für den Angriff sollen sie das Nordirland-Protokoll genannt haben.
Bus in Belfast, Nordirland (2018)

Bus in Belfast, Nordirland (2018)

Foto: Raimund Müller / IMAGO

In Nordirland haben mutmaßliche radikale Anhänger der Union mit Großbritannien einen Bus gestürmt und in Brand gesetzt. Zwei maskierte und bewaffnete Männer hätten den Doppeldeckerbus am frühen Montagmorgen angehalten und Benzin darin verschüttet, berichtete die Zeitung »Belfast Telegraph«. Passagiere waren nicht an Bord, der Fahrer konnte sich in Sicherheit bringen. Die Attacke in Newtownards östlich von Belfast wirft ein Schlaglicht auf den Streit über Brexit-Sonderregeln für die britische Provinz – das sogenannte Nordirland-Protokoll.

Loyalisten verurteilen die Tat

Die nordirische Infrastrukturministerin Nichola Mallon sagte der BBC, die Angreifer hätten »etwas über das Protokoll gebrummt«, als sie den Fahrer mit einer Waffe bedrohten. Wie verschiedene Medien berichteten, wollten radikale Loyalisten mit der Tat darauf hinweisen, dass am Montag eine Frist der protestantischen-unionistischen Partei DUP verstrich. Die DUP droht damit, aus der Einheitsregierung mit der katholisch-republikanischen Partei Sinn Féin auszusteigen, falls es keine gravierenden Änderungen des Nordirland-Protokolls gibt. Die DUP sowie die ebenfalls loyalistische UUP verurteilten die Tat.

Das Protokoll soll sicherstellen, dass es nach dem Brexit keine harte Grenze zu Irland gibt und damit neue Konflikte in der früheren Bürgerkriegsregion vermieden werden. Allerdings kam es dadurch zu einer Zollgrenze zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs. Unionisten fordern die Abschaffung des Protokolls, weil sie Handelshemmnisse und eine Entfremdung fürchten. Im April kam es deshalb bereits zu tagelangen Krawallen überwiegend protestantischer Loyalisten.

Im Frühjahr kam es zu neuen Krawallen durch Jugendliche, täglich wurden Steine und Molotowcocktails auf die Polizei geworfen und Autos in Brand gesetzt. Die Ausschreitungen begannen in probritischen unionistischen Stadtteilen in Londonderry, Belfast und kleineren Orten wie Ballymena oder Carrickfergus. 2019 starb bei Ausschreitungen um die jährlichen Ostermärsche die Journalistin Lyra McKee.

muk/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten