Nordkoreas Machthaber Kim will ab Anfang Oktober wieder mit Südkorea kommunizieren

Bei einer Rede vor dem Parlament teilt Nordkoreas Machthaber gegen die USA aus – und richtet versöhnliche Worte an den Nachbar im Süden: Es sei der Wunsch aller Koreaner, dass sich die Beziehungen wieder verbesserten.
Kim Jong Un während der Parlamentssitzung in Pjöngjang: Unabhängige Journalisten wurden nicht zugelassen

Kim Jong Un während der Parlamentssitzung in Pjöngjang: Unabhängige Journalisten wurden nicht zugelassen

Foto: Uncredited / dpa

Nach wochenlanger Unterbrechung will Nordkorea die Kommunikationskanäle zu Südkorea wieder öffnen. Machthaber Kim Jong Un warf dem Nachbarland in einer Rede vor dem Parlament in Pjöngjang am Mittwoch vor, sich »sklavisch« zu seinem Verbündeten USA zu verhalten und für den Stillstand in den innerkoreanischen Beziehungen verantwortlich zu sein. Es sei jedoch der Wunsch aller Koreaner, dass sich die Beziehungen wieder verbesserten.

Kim habe die Absicht geäußert, dass zuerst die Kommunikationslinien Anfang Oktober wiederhergestellt würden, berichteten die staatlich kontrollierten Medien am Donnerstag.

Beide Staaten hatten die Kommunikationskanäle zwischen den Regierungen und den Militärs bereits Ende Juli wieder geöffnet, nachdem sie Nordkorea im vergangenen Jahr aufgrund neuer Spannungen einseitig gekappt hatte. Doch nach nur zwei Wochen hatte Nordkorea die Verbindung aus Protest gegen gemeinsame Militärübungen Südkoreas und der USA wieder eingestellt.

Ob Kim mit der beabsichtigten Wiederherstellung den direkten Weg zum Dialog mit Seoul sucht, war zunächst unklar. Zuletzt hatte Pjöngjang unter bestimmten Bedingungen wieder Gespräche mit dem Nachbarn einschließlich eines neuen Gipfeltreffens in Aussicht gestellt. Der südkoreanischen Regierung warf Kim vor, eine »Konfrontationshaltung« einzunehmen. Das müsse sich ändern. »Wir haben weder das Ziel noch einen Grund, Südkorea zu provozieren.«

Nordkorea ist wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen. Am Dienstag hatte das Land nach eigenen Angaben eine neu entwickelte Hyperschallrakete getestet. Mit Hyperschall werden Geschwindigkeiten oberhalb der fünffachen Schallgeschwindigkeit bezeichnet, also rund 6180 Kilometer pro Stunde. Waffen dieser Art können deshalb nur schwer abgefangen werden. Südkorea hatte wegen des neuen Raketentests sein Bedauern geäußert.

Ein Bild aus harmonischeren Zeiten: Kim Jong Un und Moon Jae In im April 2018

Ein Bild aus harmonischeren Zeiten: Kim Jong Un und Moon Jae In im April 2018

Foto: Korea Summit Press Pool/ dpa

Nordkorea hatte schon vor zwei Wochen zwei Kurzstreckenraketen abgefeuert. Südkoreas Präsident Moon Jae In bezeichnete den Test damals als »Provokation«. Uno-Resolutionen untersagen Nordkorea den Test von ballistischen Raketen, die je nach Bauart auch einen Atomsprengkopf tragen können.

Kim teilt gegen US-Regierung aus

Kim äußerte sich in seiner Rede bei der zweitägigen Parlamentssitzung über das Angebot der USA ablehnend, bedingungslos Gespräche über das Atomprogramm seines Landes wiederaufzunehmen. Der Regierung unter Präsident Joe Biden unterstellte er, die »feindselige Politik« früherer amerikanischer Regierungen fortzusetzen. Washingtons Gesprächsvorstoß sei »nichts anderes als ein kleiner Trick, um die internationale Gemeinschaft zu täuschen und seine feindseligen Aktionen zu verbergen«.

Die Verhandlungen zwischen Nordkorea und den USA kommen seit dem gescheiterten Gipfel Kims mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump im Februar 2019 in Vietnam nicht mehr voran. Unter dem Stillstand litten auch die innerkoreanischen Beziehungen.

aar/dpa
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