Gemeinsam genutzte Industrie- und Tourismusgebiete Nordkorea schickt Einheiten an die Grenze zum Süden

Mutmaßliche Aufnahme von Sprengung des Verbindungsbüros: Die Lage zwischen Nord- und Südkorea ist angespannt
Foto: YONHAP NEWS AGENCY/ REUTERSNordkorea will Militärübungen an der Grenze zu Südkorea wieder aufnehmen und Soldaten in die früher gemeinsam genutzten Industrie- und Tourismusgebiete verlegen.
Regimenter würden in den Industriepark der Grenzstadt Kaesong sowie in das Kumgang-Gebirge an der Ostküste geschickt, kündigte die Armeeführung des Landes am Mittwoch an. Ebenso sollen Artillerieeinheiten in der Nähe der westlichen Seegrenze verstärkt werden. Die Truppen seien "in höchster Alarmbereitschaft", hieß es.
Zudem sollen bereits zurückgezogene Wachposten in der militärischen Pufferzone zwischen den beiden Ländern wieder aufgestellt werden, wurde der Generalstab von den Staatsmedien zitiert.
Am Dienstag hatte Nordkorea ein innerkoreanisches Verbindungsbüro in Kaesong gesprengt. Das südkoreanische Fernsehen zeigte Bilder, auf denen Rauch über der stillgelegten gemeinsamen Industriezone kurz hinter der Grenze aufstieg. Dort war das Verbindungsbüro im September 2018 eröffnet worden. Rund 20 Beamte beider Seiten wurden in den darauffolgenden Monaten in das Büro entsendet. Wegen der Corona-Pandemie schlossen die Regierungen das Büro im Januar.
Die einflussreiche Schwester von Machthaber Kim Jong Un hatte vor einigen Tagen mit einer Militäraktion gegen Südkorea gedroht - und dabei auch das Verbindungsbüro in Kaesong erwähnt. "In Kürze wird eine tragische Szene des komplett eingestürzten, nutzlosen Nord-Süd-Verbindungsbüros zu sehen sein", erklärte Kim Yo Jong am Samstag.
Südkoreas Nationaler Sicherheitsrat warnte den Norden nach einer Dringlichkeitssitzung am Dienstag vor weiteren Schritten, "die die Lage verschärfen". In diesem Fall werde Südkorea "nachhaltig reagieren".
Welches Kalkül steckt hinter Pjöngjangs Kurs?
Vordergründig reagiert Nordkorea mit der neuen Eskalation auf Propagandaflugblatt-Aktionen südkoreanischer Aktivisten, die die Führung in Pjöngjang kritisieren. In Wahrheit könnte das Regime aber vor allem auf die Lockerung von Sanktionen abzielen, um die darbende Wirtschaft anzukurbeln. Dafür aber bräuchte es die Zustimmung der USA, die nur dazu bereit sind, wenn Nordkorea nuklear abrüstet. (Eine Analyse zur möglichen Taktik Nordkoreas lesen Sie hier)
Nach dieser Logik gibt es auch keinen Grund für Pjöngjang, die Beziehungen zu Südkorea zu pflegen. Im Gegenteil: Je unangenehmer die Lage für die Regierung des progressiven südkoreanischen Präsidenten Moon Jae-in wird, der seine Annäherungspolitik retten möchte, desto eher könnte er versuchen, auf die USA einzuwirken. Das könnte das größere Kalkül Pjöngjangs sein.