Zusage gebrochen Nordkorea testet offenbar neue Interkontinentalrakete

Südkorea und Japan werfen Nordkorea den Test eines neuen Waffensystems vor – möglicherweise handelte es sich um eine Interkontinentalrakete. Damit hätte Pjöngjang ein 2017 verkündetes Moratorium gebrochen.
Südkorea zeigt auf dem TV-Bildschirm den Raketenstart in Nordkorea

Südkorea zeigt auf dem TV-Bildschirm den Raketenstart in Nordkorea

Foto: Anthony Wallace / AFP

Nordkorea hat nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan mutmaßlich eine Interkontinentalrakete getestet. Die Rakete habe nach dem Start in Richtung Meer eine Höhe von bis zu 6000 Kilometern erreicht, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Donnerstag den stellvertretenden Verteidigungsminister Makoto Oniki.

Es handelte sich demnach möglicherweise um eine neuartige Interkontinentalrakete.

Südkoreas Präsident Moon Jae-in warf Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un vor, sein Versprechen, auf den Test von Interkontinentalraketen zu verzichten, gebrochen zu haben. Pjöngjang hatte ein derartiges Waffensystem zuletzt im Jahr 2017 getestet.

Das nordkoreanische Militär hatte 2017 mehrere Tests mit einer Interkontinentalrakete des Typs »Hwasong-15« vorgenommen. In der Folge verzichtete Nordkorea, das wegen seines Atomwaffenprogramms international isoliert ist, aber auf weitere Tests von Interkontinentalraketen. Seit Januar hatte die Führung in Pjöngjang angedeutet, es könnte sein selbst auferlegtes Moratorium für derartige Tests aufheben.

Am Donnerstag sagte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Tokio, eine von Nordkorea aus gestartete ballistische Rakete sei 150 Kilometer von der Küste entfernt innerhalb der ausschließlichen Wirtschaftszone Japans ins Meer gestürzt. Da die Rakete eine Flughöhe von über 6000 Metern erreicht habe und somit »viel höher war, als die ›Hwasong-15‹« geflogen sei, die im November 2017 gestartet worden sei, gehe Tokio von einem neuen Waffensystem aus.

Die US-Regierung verurteilte Nordkoreas Test der mutmaßlich atomwaffenfähigen Interkontinentalrakete aufs Schärfste als einen dreisten Verstoß gegen mehrere Resolutionen des Uno-Sicherheitsrats. Er erhöhe die Spannungen unnötig und könnte die Sicherheitslage in der Region destabilisieren, teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, mit. Die Tür zur Diplomatie sei noch nicht geschlossen, aber Nordkorea müsse seine destabilisierenden Handlungen unverzüglich einstellen. »Diese Aktion zeigt, dass Nordkorea seinen Massenvernichtungswaffen- und ballistischen Raketenprogrammen weiterhin Vorrang vor dem Wohlergehen ihrer Bevölkerung einräumt«, so Psaki.

Bereits mehrere Raketenstarts in diesem Jahr

Uno-Resolutionen untersagen Nordkorea jegliche Tests von ballistischen Raketen. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die je nach Bauart auch mit einem oder mehreren Atomgefechtsköpfen bestückt werden können. Pjöngjang treibt seit Jahren die Entwicklung solcher Raketen voran. Nordkorea ist deswegen harten internationalen Sanktionen unterworfen.

In diesem Jahr hat Pjöngjang allerdings bereits eine ganze Reihe von Raketenstarts vorgenommen. Vergangene Woche war der mutmaßliche Test eines Waffensystems fehlgeschlagen, bei dem es sich südkoreanischen und japanischen Experten zufolge um ein neues Interkontinentalraketensystem des Typs »Hwasong-17«, handeln könnte, die auch »Monster-Rakete« genannt wird. Bereits die 2017 getestete »Hwasong-15« kann Experten zufolge das gesamte Festland der USA erreichen.

mfh/dpa/AFP
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren