Mittelmeer »Ocean Viking« darf 370 Flüchtlinge nach Sizilien bringen

Rettungsaktion der »Ocean Viking« im Mittelmeer
Foto: Julia Schäfermeyer / dpaMehrere Monate war das Rettungsschiff »Ocean Viking« in Italien festgesetzt, und nur wenige Tage nach der Wiederaufnahme der Seenotrettung im Mittelmeer spielen sich an Bord erneut dramatische Szenen ab. Nach zwei Tagen auf offener See darf das Schiff nun 373 aus Seenot gerettete Geflüchtete im Hafen von Augusta auf Sizilien an Land bringen. Das teilte die Betreiberorganisation SOS Mediterranee mit.
Die Besatzung der »Ocean Viking« hatte zuvor binnen 48 Stunden Hunderte Menschen aus völlig überfüllten Schlauchbooten gerettet. Trotz zunehmend schlechten Wetters bekam das Schiff zunächst keine Freigabe von Italien und Malta dafür, einen Hafen anzulaufen und die Geretteten an Land zu bringen.
UPDATE Innerhalb von 48 Stunden rettete @SOSMedIntl 374 Menschen aus 4 überbesetzten Booten. Unter den Geretteten auf der #OceanViking sind 21 Babys, 35 Kinder, 131 unbegleitete Minderjährige und 2 schwangere Frauen. Sie müssen dringend an einem sicheren Ort von Bord gehen. pic.twitter.com/Xs7pK0Yigo
— SOS Humanity (@soshumanity_de) January 23, 2021
Lediglich eine Hochschwangere war den Angaben nach schon vorher von den italienischen Behörden auf die Insel Lampedusa geflogen worden. Die Rettungsaktionen spielten sich laut SOS Mediterranee in internationalen Gewässern rund 28 Seemeilen vor der libyschen Küste ab.
Viele der Geretteten hatten der Organisation zufolge »starke Vergiftungen durch Treibstoffdämpfe erlitten«. Abgeschlossen wurden die Aktionen teils erst in der Dunkelheit. Die libyschen Seefahrtsbehörden hätten auf ein Hilfegesuch der »Ocean Viking« nicht reagiert, weshalb man sich an Italien und Malta gewandt habe.
Die Geretteten seien mehrheitlich aus Guinea, Mali, Kamerun, der Elfenbeinküste, dem Sudan und Sierra Leone, hieß es. Unter ihnen seien 131 unbegleitete Minderjährige, berichtete SOS Mediterranee.
Eine Sprecherin der Uno-Migrationsbehörde IOM, Safa Msehli, twitterte am Sonntag, dass seit Anfang des Jahres mindestens 80 Menschen im zentralen Mittelmeer ihr Leben verloren. Zuletzt seien etwa 17 Bootsmigranten ertrunken und Dutzende Überlebende am Sonntag zurück nach Libyen gebracht worden.
In Libyen herrscht seit fast zehn Jahren Bürgerkrieg. Das Land hat sich zu einem der wichtigsten Transitgebiete für Migranten auf dem Weg nach Europa entwickelt.
Die »Ocean Viking« war von italienischen Behörden mit der Forderung festgesetzt worden, die Sicherheitsausstattung an Bord zu erweitern. Nach mehreren Inspektionen war das Schiff kurz vor Weihnachten wieder freigegeben worden. Nach Proviantaufnahme im französischen Marseille ist die »Ocean Viking« seit dem 11. Januar wieder im Einsatz.