Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz zieht sich aus der Politik zurück

Sebastian Kurz nach seinem ersten Rücktritt als österreichischer Bundeskanzler im Oktober in Wien
Foto: Georg Hochmuth / dpaÖsterreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz will sich komplett aus der Politik zurückziehen. Das erfuhr der SPIEGEL aus ÖVP-Kreisen. Zuvor hatten mehrere österreichische Medien über die Rücktrittsankündigung geschrieben. Für 11.30 Uhr lud die ÖVP in die Politische Akademie der Volkspartei zu einer persönlichen Erklärung des Noch-Bundesparteiobmannes. Kurz' Nachfolger als ÖVP-Chef soll laut österreichischen Medien der bisherige Innenminister Karl Nehammer werden.
Die Geburt seines Sohnes habe letztendlich den Ausschlag gegeben, sagten Kurz-Vertraute der »Krone« – als er sein Kind sah, habe es »Klick gemacht«. Am Sonntag hatten Kurz und seine Lebensgefährtin Susanne Thier ein Baby bekommen.
Kurz war im Oktober als Regierungschef zurückgetreten, nachdem Korruptionsermittler unter anderem das Kanzleramt und die ÖVP-Zentrale durchsucht hatten. Das Amt als Parteichef behielt er jedoch, im Nationalrat, dem österreichischen Parlament, wurde er daraufhin ÖVP-Fraktionschef.
Vorwurf der Untreue
Kurz und einige seiner engen politischen Mitstreiter werden von der Staatsanwaltschaft verdächtigt, manipulierte Umfragen in Medien in Umlauf gebracht zu haben. Dafür sollen öffentliche Mittel abgezweigt worden sein. Unter anderem steht der Vorwurf der Untreue im Raum.
Kurz bestreitet die Vorwürfe. Mitte November hob der Nationalrat die Immunität des Politikers auf und machte damit den Weg für weitere Korruptionsermittlungen frei. Sein Nachfolger im Amt des Bundeskanzlers wurde der frühere Außenminister Alexander Schallenberg. Kurz war 2017 erstmals österreichischer Kanzler geworden – als damals jüngster Regierungschef der Welt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, Kurz habe seinen Rücktritt von allen politischen Ämtern angekündigt, seine öffentliche Stellungnahme wird aber erst im Lauf des Vormittags erwartet.