Papua-Neuguinea Das Geld liegt auf dem (Meeres-)Boden

Mehr als 160 offizielle Währungen gibt es auf der Welt: Euro, Dollar, Rubel etwa - und Muscheln. Im Dschungel Papua-Neuguineas bezahlt die indigene Bevölkerung noch heute damit, selbst SIM-Karten.
Von Tim van Olphen und Claudio Sieber (Fotos)
Für die Tolai in Papua-Neuguinea sind Muscheln die Währung

Für die Tolai in Papua-Neuguinea sind Muscheln die Währung

Foto:

Claudio Sieber

Globale Gesellschaft

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Muscheln sind eine Delikatesse, ein Mitbringsel aus dem Urlaub an der Nordsee, sie machen sich gut als Dekoration im Badezimmer. Für eine kleine indigene Bevölkerungsgruppe im Pazifischen Ozean haben sie eine ganz andere Bedeutung: Sie sind bares Geld.

Weltweit gibt es laut Schätzungen der Vereinten Nationen  370 Millionen Indigene mit rund 5000 verschiedenen Kulturen, die in etwa 90 Staaten leben. Die Ureinwohner machen damit knapp fünf Prozent der Weltbevölkerung aus.

Auch in den abgelegenen Regen- und Urwaldgebieten der Inselgruppe Papua-Neuguineas leben indigene Volksgruppen, die ihre traditionellen Lebensformen bewahrt haben. Die Papua, wie die Ureinwohner Neuguineas bezeichnet werden, machen sogar den Großteil der Bevölkerung des Landes aus. Die Insel Neubritannien liegt im Bismarckarchipel. Es ist die Heimat der Tolai. Sie besiedeln die Küstenregion rund um die Inselhauptstadt Kokopo.

Und ihre Währung sind Muscheln, genannt Tabu. Mehrere lokale Wechselstuben sowie die vom Bürgermeister initiierten Muschelbanken tauschen das Muschelgeld in Bargeld und umgekehrt.

Die Indigenen tauschen Tabu vor allem in Bargeld, um damit Schulgebühren oder Krankenhauskosten bezahlen zu können. Neben dem Einsatz als Währung hat das Muschelgeld aber auch eine kulturelle und spirituelle Bedeutung für die Tolai, vor allem bei Taufen, Hochzeiten oder Trauerfeiern.

Der Fotojournalist Claudio Sieber war auf Reisen durch Papua-Neuguinea als er von dem seltsamen Zahlungsmittel hörte: "Die extremen Gegensätze zur modernen Gesellschaft faszinieren mich", sagt Sieber.

Für seine Multimedia-Reportage "Tabu is Life !" lebte Sieber einen Monat lang mit den Tolai zusammen. Über Bekannte und Freunde lernte er die Chefs diverser Clans kennen. "Sie haben mich bei sich aufgenommen und sogar rituell zum Tolai getauft", sagt der Fotograf: "Tabu ist bis heute tief im Tolai-Alltag verankert und bildet das Rückgrat sozialer, politischer, kultureller und spiritueller Bindungen", sagt Sieber.

Er selbst habe auch mit dem Muschelgeld bezahlt - für Gemüse und Früchte vom Markt und sogar für das Aufladen einer SIM-Karte. "Das war für mich schon ein Highlight, weil dies ein extremer Gegensatz ist - das Mobiltelefon und das Muschelgeld."

Sehen Sie in der Fotostrecke, wie die Tolai Muschelgeld herstellen, wie sie damit im Alltag bezahlen und welchen spirituellen Wert die Muschelwährung für den indigenen Volksstamm hat:

Fotostrecke

Das Muschelgeld der Tolai

Foto: Claudio Sieber

Dieser Beitrag gehört zum Projekt Globale Gesellschaft

Unter dem Titel »Globale Gesellschaft« berichten Reporterinnen und Reporter aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa – über Ungerechtigkeiten in einer globalisierten Welt, gesellschaftspolitische Herausforderungen und nachhaltige Entwicklung. Die Reportagen, Analysen, Fotostrecken, Videos und Podcasts erscheinen in einer eigenen Sektion im Auslandsressort des SPIEGEL. Das Projekt ist langfristig angelegt und wird von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) unterstützt.

Ein ausführliches FAQ mit Fragen und Antworten zum Projekt finden Sie hier.

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