Machtkampf eskaliert Demonstranten stürmen Flughafen in Peru – weitere Tote und Verletzte bei Protesten

Peru kommt seit der Absetzung von Präsident Pedro Castillo nicht zur Ruhe. Erneut sterben Menschen bei Protesten. Demonstranten legen auf dem Flughafen Arequipa Feuer.
Proteste am Flughafen in Arequipa: Polizei im Einsatz

Proteste am Flughafen in Arequipa: Polizei im Einsatz

Foto: JOSE SOTOMAYOR / EPA

Bei Protesten gegen die Absetzung des peruanischen Präsidenten Pedro Castillo sind Demonstranten in den internationalen Flughafen von Arequipa eingedrungen. Die Randalierer hätten Sicherheitsinfrastruktur zerstört und ein Wachhäuschen angezündet, teilt das peruanische Verkehrsministerium mit . Aus Sicherheitsgründen sei der Flughafen, einer der größten des südamerikanischen Landes, geschlossen worden.

Im peruanischen Fernsehen war zu sehen, wie Demonstranten über die Landebahn des Flughafens liefen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Medienberichten zufolge sollen vier Menschen bei den Protesten in Perus zweitgrößter Stadt verletzt worden sein.

Auch in der Hauptstadt Lima kam es zu Ausschreitungen: Dort wurden Einrichtungen der Staatsanwaltschaft sowie Radio- und Fernsehsender angegriffen. Zudem nahmen Demonstranten in Arequipa eine Milchfabrik ein.

Demonstrationszug am Flughafen von Arequipa: Tote und Verletzte bei Protesten

Demonstrationszug am Flughafen von Arequipa: Tote und Verletzte bei Protesten

Foto: DIEGO RAMOS / AFP

Weitere Tote

Arequipa liegt im Süden des Andenstaats und ist zusammen mit Apurímac und Ica eine der Regionen, für die Innenminister César Cervantes den Ausnahmezustand ausgerufen hatte. Bei Protesten und Zusammenstößen mit Sicherheitskräften hatte es Tote und Verletzte gegeben. Am Montag kamen zwei weitere Menschen ums Leben. Ein Demonstrant sei bei Zusammenstößen mit der Polizei auf dem Flughafen in Arequipa getötet worden, sagte  die Ombudsfrau für Menschenrechte, Eliana Revollar. Das andere Opfer wurde demnach getötet, als die Polizei eine Demonstration in der Provinz Apurímac gewaltsam auflöste.

Binnen zwei Tagen seien insgesamt sieben Menschen gestorben, sagte Revollar, darunter zwei Minderjährige. Alle Opfer seien durch Schüsse ums Leben gekommen. Es gebe 32 zivile Verletzte und 24 verletzte Polizisten, sagte Revollar: »Die Situation im Land ist sehr angespannt.«

Demonstranten blockierten Medienberichten zufolge in mehreren Landesteilen Fernstraßen. Proteste gab es vor allem in ländlichen Gebieten in Zentral- und Südperu, die zumeist als Hochburgen Castillos und seiner Anhänger gelten. Aber auch in Lima und anderen Städten forderten Tausende Menschen den Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Dina Boluarte, die Schließung des Parlaments, baldige Neuwahlen und die Freilassung des Ex-Präsidenten, der in Untersuchungshaft sitzt.

Castillo »gedemütigt«

Der linke Politiker war am Mittwoch von der bisherigen Vizepräsidentin abgelöst worden. Castillo hatte einem Misstrauensvotum gegen sich mit der kurzfristigen Auflösung des Kongresses zuvorkommen wollen, um eine Notstandsregierung einzusetzen und künftig per Dekret zu regieren. Viele Abgeordnete werteten das als Putschversuch. Castillo wurde abgesetzt und festgenommen. Er sei »gedemütigt« und »entführt« worden, schrieb Castillo auf Twitter.

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Angesichts der Proteste strebt seine Nachfolgerin Boluarte nach eigenen Worten vorgezogene Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im April 2024 an. Medienberichten zufolge leitete die Regierung dem Kongress am Montag eine entsprechende Gesetzesvorlage zu.

ptz/dpa
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