Proteste in Peru Sechs Soldaten bei Flussdurchquerung ertrunken

Proteste in Lima: Seit Wochen gehen Menschen in Peru gegen die Regierung auf die Straße
Foto: Paolo Aguilar / EPADie Regierungskrise in Peru dauert an, seit Dezember wird das Land von Protesten erschüttert. Nun meldet die Regierung den Tod von mehreren Soldaten.
Auf der Flucht vor gewaltbereiten Demonstranten seien sechs Soldaten von einem Fluss mitgerissen worden. Das Verteidigungsministerium in Lima hatte zunächst mitgeteilt, dass vier Angehörige der Streitkräfte ertrunken sein und zwei weitere vermisst würden. Später wurde der Tod von insgesamt sechs Soldaten bestätigt.
Darüber, wie es zu dem tödlichen Vorfall am 6. März kam, gehen die Darstellungen jedoch deutlich auseinander.
Den Regierungsangaben zufolge war die Patrouille am Sonntag auf dem Weg in die Stadt Juli, wo am Samstag bei Protesten 16 Menschen verletzt worden waren. Sie wurde demnach von Hunderten Protestierenden umzingelt und mit Steinen attackiert. Die Soldaten hätten daraufhin versucht, den Fluss Ilave zu durchqueren, um sich in Sicherheit zu bringen.
Im Wasser seien die Soldaten dann, unter anderem aufgrund der Strömung, mitgerissen worden. Die Zeitung »El Mundo « berichtet auch von einem durch die Streitkräfte veröffentlichten Video, in dem ein Soldat schildert, wie die Patrouille von einem wütenden Mob beschimpft und bedrängt worden sei.
Lokale Berichte schüren Zweifel an offizieller Version
Demgegenüber stehen Berichte, wonach die Flussdurchquerung von Vorgesetzten der Soldaten befohlen worden sei. Wie etwa die Zeitung »La República « berichtete, hätten die Demonstranten den Soldaten zwar signalisiert, dass sie nicht willkommen seien, sie aber nicht gewaltsam in den Fluss gezwungen.
Die Entscheidung der Soldaten, den Fluss zu durchqueren, sei demnach nicht durch Angriffe der Demonstranten zustande gekommen. Vielmehr habe ein Vorgesetzter der Soldaten trotz Einwänden, dass einige der Soldaten nicht schwimmen konnten, befohlen, den Fluss zu durchqueren. Auch hätten die Soldaten zuvor Schüsse in die Luft abgefeuert, woraufhin sich die Protestteilnehmer weiter von den Soldaten entfernt hätten.
Eine unabhängige Prüfung des Vorfalls war zunächst nicht möglich.
Anhaltender Streit über Absetzung von Präsident Castillo
Der Vorfall fügt sich in eine Reihe schwerer Unruhen, die Peru bereits seit Monaten erschüttern . Die landesweiten Proteste richten sich gegen die Amtsenthebung und Verhaftung des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo im Dezember. Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Castillos Nachfolgerin Dina Boluarte und die Auflösung des Parlaments sowie Neuwahlen. Im Zusammenhang mit den Protesten sind inzwischen mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 600 wurden verletzt.
Boluarte war vor Castillos Amtsenthebung dessen Vizepräsidentin und trat gemäß der peruanischen Verfassung seine Nachfolge an. Sie gehört derselben linken Partei an wie Castillo. Demonstranten sehen in ihr jedoch eine »Verräterin«.
In der Region, in der es zu der tödlichen Flussdurchquerung kam, fordern Demonstranten insbesondere einen Abzug der Armee. In den lokalen Militäreinheiten dienen Berichte zufolge viele Angehörigen der lokalen Volksgruppe, teils unter schlechten Bedingungen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde der Vorfall insbesondere entlang von Schilderungen der peruanischen Regierung und des Militärs dargestellt. Wir haben den Artikel um Berichte ergänzt, die in Widerspruch zu diesen Angaben stehen.