Tod des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Politiker weltweit trauern um Desmond Tutu

Der Friedensnobelpreisträger galt als eine der Hauptfiguren im Kampf gegen die Apartheid in Südafrika. Nach seinem Tod würdigten ihn Politiker aus der ganzen Welt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nannte ihn »ein Vorbild«.
Erzbischof Desmond Tutu im Jahr 2001

Erzbischof Desmond Tutu im Jahr 2001

Foto: MIKE HUTCHINGS / REUTERS

Weltweit haben sich Politiker zum Tod des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu geäußert. Insbesondere würdigten sie Tutus Einsatz gegen die Apartheid und für Menschenrechte. Uno-Generalsekretär António Guterres bezeichnete Tutu am Sonntag als »Inspiration für Generationen«. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier würdigte ihn als einen der »markantesten Kämpfer gegen Apartheid und für Demokratie und Menschenrechte«. Der emeritierte Erzbischof, der am Sonntag im Alter von 90 Jahren gestorben war, galt als moralischer Kompass in seiner Heimat – auch lange nach dem Ende der Apartheid.

Hier können Sie einen persönlichen Nachruf auf Tutu lesen .

Tutus Tod sei »ein weiteres Kapitel der Trauer im Abschied unserer Nation von einer Generation herausragender Südafrikaner, die uns ein befreites Südafrika hinterlassen haben«, sagte Südafrikas Staatspräsident Cyril Ramaphosa am Sonntag. Tutu sei »ein Mann von außergewöhnlicher Intelligenz und Integrität« gewesen und habe sich »für die Unterdrückten auf der ganzen Welt« eingesetzt.

Guterres: »Eine überragende Figur«

»Erzbischof Tutu war eine überragende Figur für den Frieden und eine Inspiration für Generationen auf der ganzen Welt«, sagte Uno-Generalsekretär Guterres. »Während der dunkelsten Tage der Apartheid war er ein leuchtendes Beispiel für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und gewaltlosen Widerstand.«

Kondolenz von Biden und Obama

US-Präsident Joe Biden äußerte sich tief betroffen über den Tod des südafrikanischen Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu. Er sei »untröstlich«, sagte Biden am Sonntag. Das Vermächtnis des Anti-Apartheid-Kämpfers werde »in allen Zeiten nachhallen«. In einer gemeinsamen Kondolenzbotschaft lobten Biden und seine Frau Jill den »Mut und die moralische Klarheit« des emeritierten Erzbischofs. »Desmond Tutu folgte seiner spirituellen Berufung, eine bessere, freiere und gerechtere Welt zu schaffen«, schrieben sie.

Der frühere US-Präsident Barack Obama bezeichnete Tutu als »Mentor und Freund«. Der frühere Erzbischof habe sich neben seinem Kampf »für Befreiung und Gerechtigkeit in seinem eigenen Land« auch mit der Ungerechtigkeit auf der ganzen Welt befasst.

Bundespräsident Steinmeier nennt Tutu »ein Vorbild«

Tutu werde in Deutschland unvergessen bleiben »als Christ und politischer Priester, als Versöhner und als unabhängiger Geist«, sagte Bundespräsident Steinmeier. »Sein unerschütterliches Engagement gegen Apartheid soll uns allen ein Vorbild sein, uns unablässig gegen Rassismus und Ungleichbehandlung zu engagieren.«

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Tutu: »Desmond Tutu hat entscheidend zur Beendigung der Apartheid in Südafrika beigetragen«, erklärte der SPD-Politiker. »Er hat sich lebenslang für die Prinzipien von Menschlichkeit, Freiheit und Gleichheit eingesetzt und sich um Ausgleich und Versöhnung der Menschen bemüht.«

Trauernde versammelten sich vor Tutus Wohnung

»The Arch«, wie Tutu von den Südafrikanern liebevoll in Anspielung auf sein Amt und seine Rolle als Versöhner genannt wurde, wurde auch im hohen Alter nicht müde, sich mit der Führung seines Landes anzulegen und Korruption und Missstände anzuprangern. Er legte sich auch mit seiner anglikanischen Kirche an, als er deren Umgang mit Homophobie kritisierte. Zuletzt trat der als heiter und energetisch bekannte Friedensnobelpreisträger jedoch nur noch selten in der Öffentlichkeit auf.

Im Mai zeigte er sich seinen Landsleuten, als er gemeinsam mit seiner Frau Leah die Covid-Impfung erhielt. Im Rollstuhl sitzend winkte er in die Kameras – ein Bild, das nur schwer mit dem lebhaften Mann zu vereinbaren war, der einst die Welt mit seiner scharfen Kritik an Südafrikas Apartheid-Regime in seinen Bann zog. Zuletzt war er bei den Feierlichkeiten zu seinem 90. Geburtstag in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen.

Vor seiner ehemaligen Kirchengemeinde in Kapstadt sowie vor seinem Wohnhaus versammelten sich am Sonntag Trauernde und legten Blumen nieder. »Es ist sehr, sehr traurig, dass er gestorben ist. Er war ein so guter Mensch«, sagte die pensionierte Buchhalterin Diane Heard.

Trauernde vor der St. Georges Kathedrale in Kapstadt

Trauernde vor der St. Georges Kathedrale in Kapstadt

Foto: MIKE HUTCHINGS / REUTERS

Auch Boris Johnson, die Queen und der Vatikan würdigten Tutu

Auch Großbritanniens Premierminister Boris Johnson zeigte sich »zutiefst betrübt« über Tutus Tod. »Er war eine entscheidende Figur im Kampf gegen die Apartheid und im Kampf für die Schaffung eines neuen Südafrikas«, schrieb Johnson auf Twitter.

Queen Elizabeth II. sagte, Tutu habe sich »unermüdlich für die Menschenrechte in Südafrika und in der ganzen Welt eingesetzt«. Sie erinnere sich gern an ihre Begegnungen mit ihm »und an seine große Herzlichkeit und seinen Humor«.

Der Vatikan würdigte Tutu für »die Förderung der Rassengleichheit und der Versöhnung«. Sein »Kampf für das Ende der Apartheid und die südafrikanische Versöhnung wird in unserer Erinnerung bleiben«, sagte Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.

Erster schwarzer Bischof von Johannesburg

Tutu, am 7. Oktober 1931 in Klerksdorp nahe Johannesburg geboren, wurde im Alter von 30 Jahren zum anglikanischen Priester geweiht. 1984 wurde ihm der Friedensnobelpreis für seine Opposition gegen das Apartheid-Regime in Südafrika verliehen. Im selben Jahr wurde er der erste schwarze Bischof von Johannesburg und forderte ein Embargo gegen die Regierung der weißen Minderheit. Während die politischen Vorkämpfer um Nelson Mandela im Gefängnis saßen, setzte sich Tutu für Gerechtigkeit ein.

Einen seiner wichtigsten Aufträge erhielt Tutu nach dem Ende der Apartheid: Ab 1996 führte er die Wahrheits- und Versöhnungskommission an, die öffentliche Anhörungen zu den Gräueltaten während der Apartheid abhielt. Der Bischof prägte den Ausdruck »Regenbogennation« für Südafrika, als Mandela 1994 der erste schwarze Präsident des Landes wurde.

col/AFP
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