Rekordbeteiligung am Streiktag Millionendemo gegen geplante Rentenreform in Frankreich

Die Gewerkschaften hatten aufgerufen, Frankreich mit Streiks gegen die geplante Rentenreform lahmzulegen. Laut Innenministerium kamen dem mehr als eine Million Menschen nach. Und der Ausstand soll weitergehen.
In Clermont-Ferrand gingen laut CGT mehr als 30.000 Menschen auf die Straße

In Clermont-Ferrand gingen laut CGT mehr als 30.000 Menschen auf die Straße

Foto: IMAGO/Adrien Fillon / IMAGO/ZUMA Wire

In Frankreich haben mehr als eine Million Menschen gegen die geplante Rentenreform protestiert. Dem Innenministerium zufolge beteiligten sich am Streik- und Aktionstag etwa 1,28 Millionen Menschen und damit mehr als bei allen vorangegangenen Protesten gegen das Reformvorhaben der Mitte-Regierung.

Die Gewerkschaft CGT wies ebenfalls eine Rekordbeteiligung aus, sprach allerdings von 3,5 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei den landesweiten Protesten.

Die Gewerkschaften hatten dazu aufgerufen, Frankreich mit Streiks »zum Stillstand zu bringen«. Etliche Züge und Flüge fielen aus, nach Angaben der Gewerkschaft CGT wurde an sämtlichen Raffinerien des Landes die Auslieferung von Kraftstoff blockiert. Aus einigen Städten wurden Straßenblockaden gemeldet. An Schulen, bei der Müllabfuhr und beim Stromkonzern EDF legten Menschen die Arbeit nieder.

Die Proteste richten sich dagegen, dass die Regierung das Renteneintrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben will. Außerdem soll die Zahl der nötigen Einzahlungsjahre für eine volle Rente schneller steigen. Die Reform gilt als ein zentrales Vorhaben von Präsident Emmanuel Macron. Die Gewerkschaften halten sie für ungerecht.

Derzeit liegt das Renteneintrittsalter bei 62 Jahren. Tatsächlich beginnt der Ruhestand im Schnitt aber später: Wer nicht lang genug eingezahlt hat, um Anspruch auf eine volle Rente zu haben, arbeitet länger. Mit 67 Jahren gibt es dann unabhängig von der Einzahldauer Rente ohne Abschlag – dies will die Regierung beibehalten. Die monatliche Mindestrente will sie auf etwa 1200 Euro hochsetzen.

Weitere Streiks für Mittwoch geplant

Das Vorhaben wird derzeit im Senat, dem Oberhaus des französischen Parlaments, debattiert. Die Regierung hatte es nach Verstreichen einer Frist ohne Endabstimmung aus der Nationalversammlung in die zweite Parlamentskammer geschickt.

Der Senat will noch bis zum Ende der Woche über das Vorhaben beraten. Anschließend tritt eine Kommission aus Senatoren und Abgeordneten zusammen. Sollte die Reform im Parlament scheitern, könnte die Regierung ihre Umsetzung anordnen.

Die Gewerkschaften wollen nun den Druck noch einmal erhöhen. Bereits am Mittwoch soll weiter gestreikt werden, erneut zeichnen sich massive Beeinträchtigungen im Verkehr ab. Bei der Bahngesellschaft SNCF und bei der Müllabfuhr wird mit verlängerten Streiks gedroht. Dem Sender BFMTV zufolge soll es auch am Samstag Proteste gegen die Rentenreform geben.

Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop sind gut zwei Drittel der Französinnen und Franzosen gegen die Rentenreform. Besonders stark wird sie demnach von Menschen unter 35 abgelehnt. Dennoch glaubt nur etwa ein Drittel, dass die Proteste die Reform noch verhindern können.

dam/dpa

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