Zusätzlicher Posten Union, FDP und SPD kritisieren US-Botschafter Grenell

Richard Grenell: Botschaftertätigkeit nebenbei aus Washington?
Foto:Kay Nietfeld/ dpa
Die Ernennung des amerikanischen Botschafters Richard Grenell zum kommissarischen Geheimdienstdirektor der Vereinigten Staaten stößt in Berlin auf Kritik. Dass Grenell den Botschafterposten offenbar nebenbei aus Washington weiterführen will, sei "Ausdruck einer Geringschätzung für Deutschland", sagt der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion Nils Schmid dem SPIEGEL. "US-Präsident Donald Trump sollte einen Nachfolger bestimmen, der keine einseitige Propaganda macht, sondern auch in Washington für deutsche Positionen wirbt."
Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Alexander Graf Lambsdorff sagt, für Grenell sei der zusätzliche Posten ein "Upgrade", für Deutschland dagegen ein "Downgrade". Lambsdorff: "Selbst bei größtem Einsatz ist es nicht möglich, 17 Geheimdienste zu koordinieren und gleichzeitig die deutsch-amerikanischen Beziehungen zu pflegen." Auch Unionsfraktionsvize Johann Wadephul findet, "gerade in diesen Zeiten braucht das transatlantische Verhältnis einen Fulltime-Botschafter".

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Der CSU-Außenpolitiker Christian Schmidt weist daraufhin, dass Grenell auch noch den Job des US-Sondergesandten für den Westbalkan bekleide. "Drei Fulltime-Jobs", das sei "nahezu übermenschlich", findet Schmidt, der selbst zeitweise zwei Bundesministerien leitete. "Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie fordernd solche Aufgaben sind. Dabei beträgt die Distanz zwischen Verkehrs- und Landwirtschaftsministerium in Berlin gerade mal 1800 Meter, Grenells Büros liegen zehn Flugstunden auseinander."