Nachfolge von Liz Truss Rishi Sunak wird neuer britischer Premierminister

Boris Johnson war nicht im Rennen, Penny Mordaunt zog zurück: Als neuer Tory-Chef wird Rishi Sunak der nächste britische Premierminister. Noch am Abend könnte er seine Antrittsrede halten.
Designierter britischer Regierungschef Rishi Sunak

Designierter britischer Regierungschef Rishi Sunak

Foto: DANIEL LEAL / AFP

Rishi Sunak wird Großbritanniens nächster Regierungschef. Im parteiinternen Wettkampf um die Nachfolge von Liz Truss als Tory-Parteichef zog Sunaks verbleibende Gegnerin Penny Mordaunt ihre Kandidatur zurück. Als neuer Chef der Konservativen Partei folgt Sunak Truss auch als Regierungschef. Seine Antrittsrede wird schon für den Abend erwartet.

In einem ersten öffentlichen Statement sagte Sunak, es bestehe kein Zweifel daran, dass das Land vor einer tiefgreifenden wirtschaftlichen Herausforderung stehe. Man brauche nun Stabilität und Einheit. »Ich werde es zu meiner obersten Priorität machen, unsere Partei und unser Land zusammenzubringen.« Nur so ließen sich die Herausforderungen meistern.

Er zollte seiner Vorgängerin Respekt. Truss habe unter außerordentlich schwierigen Umständen als Premierministerin gedient. Es sei das große Privileg seines Lebens, der Partei zu dienen, die er liebe, und dem Land, dem er so viel verdanke, etwas zurückzugeben, sagte Sunak.

Zuvor äußerte der künftige Premier sich hinter geschlossenen Türen vor seiner Fraktion. Wie anschließend Abgeordnete der Konservativen Partei berichteten, sprach Sunak angesichts desaströser Umfragewerte dabei davon, dass die Partei vor einer »existenziellen Gefahr« stehe. Aber falls sich die Tories auf Politik statt Persönlichkeiten konzentrierten, könnten sie sich doch behaupten.

Neuwahlen wird es wohl nicht geben

Unterdessen forderte die Opposition die regierenden Tories dazu auf, Neuwahlen auszurufen. Auch die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon verwies in einem Tweet darauf, dass Sunak kein demokratisches Mandat habe . Nichtsdestotrotz gratulierte sie ihm. Sunak lehnt Neuwahlen einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge ab.

Weil es nach Mordaunts Rückzug keine Gegenkandidaten mehr gibt, wird sich Sunak keiner Abstimmung der Parteibasis mehr stellen müssen. In einer solchen Wahl hatte er noch Anfang September gegen Truss verloren. Truss gratulierte ihrem designierten Nachfolger. »Du hast meine volle Unterstützung«, twitterte Truss am Montag.

Truss schied nach sechs beispiellos chaotischen Wochen auf Druck ihrer Partei aus dem Amt. Ihr Vorgänger Boris Johnson brachte sich schnell für ein Comeback ins Gespräch, zog sich jedoch am Sonntagabend überraschend doch zurück.

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Ex-Finanzminister Sunak galt schon vor Johnsons Rückzug als der aussichtsreichste Kandidat für den Einzug in die Downing Street. Er schaffte es nach Berichten britischer Medien, die Unterstützung von mehr als 200 Tory-Abgeordneten zu erlangen. Er wolle das Land mit »Integrität und Professionalität« durch die Krise führen, hatte der 42-Jährige auf Twitter geschrieben, als er am Sonntag seine Kandidatur offiziell gemacht hatte.

Bis 14 Uhr (15 Uhr MESZ) mussten Sunak und Mordaunt die Unterstützung von 100 Parlamentariern vorweisen. Unmittelbar vorher gab Mordaunt auf. Via Twitter verbreitete sie eine Erklärung, man habe den nächsten Premierminister gekürt. Sunak habe ihre »volle Unterstützung«.

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Mordaunt ließ offen, ob sie tatsächlich genug Unterstützung in der Fraktion hatte, um gegen Sunak in einer parteiinternen Abstimmung anzutreten. Sie beließ es dabei zu schreiben, es sei klar geworden, dass die Kollegen das Gefühl hätten, man brauche heute Klarheit.

Sunak war unter Johnson britischer Finanzminister. Sein Rücktritt hatte im vergangenen Sommer eine Regierungskrise ausgelöst, nach der letztlich auch Johnson sein Amt aufgeben musste.

Sunak ist der Sohn indischer Einwanderer und arbeitete nach seinem Studium an britischen Eliteuniversitäten zeitweise als Investmentbanker. Sein Vermögen wird auf mehrere Hundert Millionen Pfund geschätzt (lesen Sie hier ein Porträt über Sunak). Er warb für Großbritanniens Austritt aus der Europäischen Union, dennoch galt er im Vergleich zu Truss als wirtschaftlich moderat.

Sunak inszenierte sich als Kandidat, der die Partei einen kann. Zuletzt hatten sich mit Handelsministerin Kemi Badenoch und Ex-Innenministerin Suella Braverman zwei führende Politikerinnen vom rechten Rand der Partei hinter ihn gestellt. Zugute kommt dem 42-Jährigen, dass er im parteiinternen Wahlkampf um die Parteiführung gegen Truss im Sommer vor exakt jenem Finanzchaos gewarnt hatte, das die amtierende Premierministerin in ihrer kurzen Amtszeit mit ihrer Wirtschaftspolitik anrichtete.S

fek/muk/dpa
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