Langjähriger Trump-Vertrauter Roger Stone macht Nordkorea für angeblichen Wahlbetrug mitverantwortlich

Kennt sich mit Skandalen aus: Roger Stone
Foto: SAMUEL CORUM/EPA-EFE/ShutterstockDie üblichen Verdächtigen hatte Roger Stone schon durch, bevor er zur ultimativen Enthüllung überging.
In der Sendung des dauerwütenden rechtslastigen Moderators Alex Jones hatten beide sich bereits ausgelassen über »die Chinesen« und den US-amerikanischen »Deep State«. Dass diese in den angeblich massiven Wahlbetrug in den USA verwickelt sind, gehört mittlerweile fast schon zum Allgemeinwissen unter rechten Verschwörungstheoretikern.
Dann aber präsentierte der Trump-Spezi eine weitere Variante: Er habe soeben »absolut unbestreitbare Beweise« erhalten, sagte Stone, »dass nordkoreanische Boote Stimmzettel durch einen Hafen im Bundesstaat Maine« eingeschmuggelt hätten.
Bundesstaat Maine widerspricht Darstellung von Stone
Weitere Details zu dieser vermeintlichen Sensation lieferte Stone nicht. Sie war dann auch nicht so wichtig, dass er und Jones sie weiter vertieft hätten. Das ist bei Verschwörungstheorien nicht notwendig. Der Bundesstaat Maine sah sich gezwungen, darauf hinzuweisen, dass es für ein solches Gerücht keinen Beweis gebe.
Es wäre eine erstaunliche organisatorische Leistung der Nordkoreaner, deren Schiffe mehrere Tausend Seemeilen zurücklegen müssten, um die gefälschten Wahlzettel einzuschmuggeln – und das, obwohl nordkoreanische Hacker offensichtlich recht gut in US-amerikanische Systeme einbrechen können und sich womöglich den Umweg über See sparen könnten.
2014 blamierten Nordkoreas Hacker mit einem großen Cyberangriff das Filmstudio Sony Pictures. Die IT-Krieger gehören zu den gefährlichsten der Welt, greifen Banken, Sicherheitsfirmen, US-Behörden und die Uno an. Offenbar hat eine Gruppe vor Kurzem versucht, in die Netzwerke von südkoreanischen und US-Firmen einzudringen, die Impfungen gegen das Coronavirus entwickeln.
Andererseits ist das Regime in Pjöngjang bekannt für bizarre wie schockierende Aktionen: Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ließ seinen Halbbruder in der Öffentlichkeit mit Nervengift töten – von zwei Frauen, die danach beteuerten, sie hatten geglaubt, es handele sich um einen Scherz für eine Fernsehsendung.
Dass Stone mit seinen Lügen über einen angeblichen Wahlbetrug der Republikanischen Partei schadet, dürfte ihm egal sein. Er, der sich selbst als den »schmutzigsten Trickser« der amerikanischen Politik bezeichnet, sind manipulative Eingriffe in den US-Wahlkampf nicht fremd.
2016 war er in die Russlandaffäre verwickelt, er hatte unter anderem versucht, mithilfe von Wikileaks an E-Mails der Demokraten zu kommen. Ein Gericht verurteilte Stone später wegen Falschaussage, Zeugenbeeinflussung und Justizbehinderung. Die 40 Monate Haft musste er nicht antreten: Donald Trump erließ seinem engen Vertrauten die Strafe.
Als langjähriger Weggefährte hätte Stone allerdings registrieren müssen, dass Trump seit seinem Amtsantritt zu dem nordkoreanischen Diktator eine ganz besondere Beziehung entwickelt hat.
Dutzende Briefe tauschten beide aus. Die Schmeicheleien Kim Jong Uns waren so überzeugend, dass Trump darüber Kims Atomwaffen ganz vergaß.
Bei so viel Entgegenkommen aus dem Weißen Haus ist es nicht abwegig zu vermuten, dass Kim Jong Un bei der US-Präsidentschaftswahl einen klaren Favoriten hatte: nämlich Trump.
Dass sie Sinn machen, ist zwar keins der Merkmale von Verschwörungstheorien. Sie sollten aber schon einer inneren Logik folgen. Warum sollte Kim Jong Un gefälschte Stimmzettel zugunsten von Trumps Widersacher Joe Biden (laut Pjöngjang ein »tollwütiger Hund«) in die Vereinigten Staaten schmuggeln lassen?
Glaubwürdiger wäre doch die Theorie, dass die angeblichen Boote aus Pjöngjang eine andere wertvolle Fracht an Bord hatten: den Abschiedsbrief von Kim an Trump.