Die Brände haben alles zerstört. Wo mal sein Haus stand, sind jetzt nur noch Schutt und Asche. Vor knapp einer Woche brach hier ein Feuer aus, im Rohingya-Flüchtlingscamp in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi. Knapp 60 Unterkünfte brannten nieder. Tote oder Schwerverletzte gab es nicht, aber hunderte Menschen haben alles verloren. Einer von ihnen ist Adbullah Rehman, Rohingya aus Myanmar.
Adbullah Rehman, Rohingya Flüchtling
»Wir leben sehr gefährlich, meine kleine Hütte ist komplett niedergebrannt. Jetzt haben wir keinen Platz mehr, wo wir wohnen können. 55 Familien haben hier gelebt und haben alles im Feuer verloren. Wir haben keinen Ort zum Leben. «
Die Ursache für das Feuer ist noch ungeklärt, die Polizei geht von einem Kurzschluss aus. Inzwischen wurden im Camp Plastikzelte aufgebaut. Die Geflüchteten leben jetzt noch dichter gedrängt als schon zuvor, Abstand halten ist unmöglich. Kinder schlafen auf dem Boden, es gibt kaum sauberes Wasser. Wie die meisten hier hat Rehman Angst, sich mit Corona anzustecken.
Adbullah Rehman, Rohingya Flüchtling
»Wir können uns nicht vor Covid schützen. Dort, wo wir jetzt wohnen, ist es sehr eng. Wir sind dicht zusammengedrängt. «
Rund 40.000 Rohingya leben wie Adbullah Rehman in Flüchtlingslagern in Indien. Die Corona-Krise, von der das ganze Land geplagt ist, trifft sie besonders hart. Als Staatenlose haben sie keinen Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung. Es habe bereits mehrere Corona-Fälle im Camp gegeben, erzählt die Frau von Rehman.
Minara Begum, Rohingya Flüchtling
»Wir haben hier Corona. Die Regierung sagt, dass wir Abstand halten sollen. Aber wie soll das gehen?«
Gegen Corona geimpft wurde im Camp bislang niemand. Ohne Staatsbürgerschaft ist es für die Rohingya schwierig, an den Impfstoff zu kommen. Zwar erlaubt die indische Regierung offiziell seit einem Monat, auch Menschen ohne Papiere zu impfen, doch in den Flüchtlingslagern ist bislang so gut wie nichts angekommen.
Adbullah Rehman, Rohingya Flüchtling
». Der Impfstoff ist für diejenigen, die die indische Staatsangehörigkeit haben und das nachweisen können. Für uns gibt es keinen Impfstoff und das macht uns Angst.»
Angst haben hier viele auch vor der Abschiebung nach Myanmar. Damit droht die hindu-nationalistische Regierung immer wieder, hat in den vergangenen Monaten über 200 Rohingya festgenommen. Und das, obwohl den Geflüchteten in Myanmar Verfolgung und Folter drohen. Seit dem Militärputsch im Februar hat sich die Lage für die Rohingya dort noch verschlechtert. Aber schon in den Jahren zuvor mussten tausende vor der Gewalt des Militärs flüchten – so wie sie.
Minara Begum, Rohingya Flüchtling
»Wenn es in unserem Land Frieden gäbe, dann wären wir niemals hierhergekommen. Niemand will sein Land verlassen und woanders leben. Aber wir sind gezwungen, so zu leben.«
Nun auch noch das Feuer im Camp, das viele hier an den Rand ihrer Kräfte bringt. Abdullah Rehman weiß nicht, wie es weiter gehen soll.
Adbullah Rehman, Rohingya Flüchtling
»Das hier ist meine ganze Welt, ich habe nichts mehr in meinem eigenen Land und jetzt habe ich nichts mehr hier. Meine kleine Hütte war alles, was ich hatte. Ich hatte ein bisschen Geld verdient, durch harte Arbeit. Alles was ich verdient habe, lag zu Hause. Aber wenn das eigene Haus brennt, dann muss man eben zuerst sich selbst retten. Nichts ist wichtiger, als das Leben.«
Seine Hoffnung: Dass zumindest Corona bald überstanden ist. Denn wenigstens sinkt die Zahl der Infizierten in Indien langsam wieder zurück.
Adbullah Rehman, Rohingya Flüchtling
»Das hier ist meine ganze Welt, ich habe nichts mehr in meinem eigenen Land und jetzt habe ich nichts mehr hier. Meine kleine Hütte war alles, was ich hatte. Ich hatte ein bisschen Geld verdient, durch harte Arbeit. Alles was ich verdient habe, lag zu Hause. Aber wenn das eigene Haus brennt, dann muss man eben zuerst sich selbst retten.«