Abtransport aus russischem Gefängnis Kremlkritiker Nawalny laut Vertrauten an unbekannten Ort verlegt

Seit einem Jahr sitzt der russische Oppositionelle Alexej Nawalny in Haft, weitere Verfahren drohen ihm. Nun berichten zwei Unterstützer, er sei aus dem Gefängnis abtransportiert worden. Die Verlegung war erwartet worden.
Kremlkritiker Alexej Nawalny in seinem ehemaligen Gefängnis bei Moskau

Kremlkritiker Alexej Nawalny in seinem ehemaligen Gefängnis bei Moskau

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Evgeny Feldman / AP

Russische Behörden haben den zu langer Haft verurteilten Oppositionellen Alexej Nawalny aus seinem Gefängnis bei Moskau abtransportiert. Der Kremlkritiker wurde an einen unbekannten Ort gebracht. Das berichten übereinstimmend Nawalnys Büroleiter Leonid Wolkow auf Telegram und die Schriftstellerin Kira Jarmysch auf Twitter.

»Wo Alexej jetzt ist und in welche Haftkolonie er gebracht wird, wissen wir nicht«, schrieb Wolkow. Von Jarmysch hieß es, Nawalnys Anwalt sei lediglich mitgeteilt worden, dass es »keinen Häftling« Nawalny in seinem bisherigen Gefängnis gebe.

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Der Oppositionelle dürfte in eine Strafkolonie mit deutlich strengeren Haftbedingungen verlegt werden: Im März urteilte ein Gericht in einem Prozess, Nawalny habe an seine politischen Organisationen gezahlte Spendengelder in Höhe von mehreren Millionen Euro für persönliche Zwecke genutzt. Die Strafe: neun Jahre Haft. Nawalny legte Berufung ein – diese wurde im Mai abgewiesen. Mit der Bestätigung der Haftstrafe drohte auch die Verlegung in ein härteres Gefängnis.

Schauprozesse des Kreml

Nawalny sitzt bereits eine zweieinhalbjährige Haftstrafe wegen Betrugs ab. Weitere Prozesse drohen. Er spricht von Schauprozessen gegen ihn und erhebt schwere Vorwürfe gegen das System von Kremlchef Wladimir Putin.

Nawalny war im Januar 2021 nach seiner Rückkehr aus Berlin festgenommen worden. In Deutschland hatte er sich mehrere Monate lang von einem Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholt, für den er den Kreml verantwortlich macht. Nach Recherchen des SPIEGEL, der Plattform Bellingcat und anderer Partner waren mindestens acht Agenten des russischen Geheimdienstes FSB offenbar an dem Giftanschlag auf Nawalny beteiligt. Moskau weist die Vorwürfe zurück.

Seit seiner Inhaftierung gehen die russischen Behörden massiv gegen kritische Stimmen und unabhängige Medien vor – insbesondere seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine. Nawalnys wichtigsten Organisationen wurden verboten. Der Kremlkritiker selbst sowie einige seiner Mitstreiter wurden im Januar auf eine Liste der Behörden von »Terroristen und Extremisten« gesetzt.

mrc/Reuters
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