Russischer Truppenaufmarsch Biden und Johnson sehen noch »Zeitfenster für die Diplomatie«

Menschen in der Ukraine protestieren
Foto: Bryan Smith / imago images/ZUMA WireVor dem Hintergrund der Krise in Osteuropa hat US-Präsident Joe Biden mit dem britischen Premierminister Boris Johnson telefoniert. Biden und Johnson seien sich einig gewesen, »dass es noch ein entscheidendes Zeitfenster für die Diplomatie gebe«, sagte ein britischer Regierungssprecher. Sie riefen Russland demnach zur Deeskalation auf und drohten Moskau erneut mit harten Sanktionen im Falle eines Angriffs auf die Ukraine. Die diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung des Konflikts hätten aber weiterhin »höchste Priorität«, betonten die Verbündeten nach Angaben aus London.
Die beiden Politiker haben außerdem die Notwendigkeit für europäische Länder bekräftigt, »ihre Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern«. Ein solcher Schritt würde »den Kern der strategischen Interessen Russlands« härter als jede andere Maßnahme treffen.
Noch keine »endgültige Entscheidung« von Putin
Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarsches nahe der ukrainischen Grenze stellt sich der Westen verstärkt auf einen Einmarsch Russlands in das Nachbarland ein. Nach Einschätzung der USA hat der russische Staatschef Wladimir Putin aber noch keine »endgültige Entscheidung« getroffen. Russland könne das Nachbarland jedoch »mit wenig oder ohne Vorwarnung« angreifen, sagte Pentagon-Sprecher John Kirby.
Auch der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte, dass nach seiner Einschätzung »alle Elemente« für eine Militäroffensive Russlands in der Ukraine vorhanden seien. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass Putin schon eine Entscheidung getroffen habe, sagte Le Drian dem Sender France 5.
Die USA schlossen am Montag unterdessen vorläufig ihre Botschaft in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Die Botschaftsaktivitäten würden »vorübergehend« in die westukrainische Stadt Lemberg (Lwiw) verlegt, die rund 70 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt liegt, erklärte US-Außenminister Antony Blinken. Er begründete den Schritt mit der »dramatischen Beschleunigung« des russischen Truppenaufmarsches an der Grenze zur Ukraine.