Oleg Tinkow Milliardär gibt russische Staatsbürgerschaft auf – und rechnet mit »faschistischem Land« ab

Die Riege der russischen Oligarchen hält bisher relativ treu zu Kremlchef Wladimir Putin – mit einer bemerkenswerten Ausnahme: Der Banker und Unternehmer Oleg Tinkow hat sich zuletzt klar gegen den Kurs seines Landes und den brutalen Überfall auf die Ukraine positioniert. Nun geht er einen Schritt weiter. Tinkow hat seine russische Staatsbürgerschaft aufgegeben.
Er habe diese Entscheidung getroffen, weil er »nicht mit einem faschistischen Land in Verbindung gebracht werden« wolle, das »einen Krieg mit seinem friedlichen Nachbarn begonnen« habe und täglich unschuldige Menschen töte, schrieb Tinkow am Montag beim Onlinedienst Instagram (der Eintrag ist derzeit nicht abrufbar). Er teilte ein Bild einer Urkunde, die das »Ende« seiner russischen Staatsbürgerschaft bestätigte.
Nun hoffe er, dass mehr prominente russische Geschäftsleute ihm folgen würden, schrieb der Oligarch, »damit das Regime und die Wirtschaft von (Präsident Wladimir) Putin geschwächt werden und er schließlich besiegt werden kann«. Er »hasse Putins Russland«, aber »liebe alle Russen, die eindeutig gegen diesen verrückten Krieg« seien.
20 Millionen Kunden bei der Bank mit dem eigenen Namen
Der Milliardär und Gründer der Onlinebank Tinkoff gilt als einer der bekanntesten russischen Unternehmer. Die Bank ist einer der größten Kreditgeber Russlands und hat rund 20 Millionen Kunden. 2020 zog sich Tinkow von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender zurück.
Oligarchen sind wichtige Säulen der Macht in Russland unter Putin. Die Unternehmer häuften nach dem Ende der Sowjetunion oft mit dubiosen Methoden und zweifelhaften Geschäften großen Reichtum an – und der Kreml lässt sie gewähren, solange sie nützlich sind und auf Linie bleiben. Mit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine rücken auch diese superreichen Russen in den Fokus und werden verstärkt mit Sanktionen belegt.
Tinkow hatte die russische Offensive in der Ukraine bereits zuvor scharf kritisiert und sie als »wahnsinnigen Krieg« bezeichnet. Den Westen forderte er auf, das »Massaker« zu beenden. Kurz nach Beginn des Ukrainekriegs war der Unternehmer von britischen Sanktionen betroffen. Kritiker weisen darauf hin, dass die klare Positionierung gegen den Kreml unter Umständen auch ein Weg sein könnte, weiteren Sanktionen zu entgehen.