Russland Rätsel um Verbleib Nawalnys

Alexej Nawalny: Aktueller Haftort unbekannt
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Anhänger des inhaftierten Kremlkritikers Alexej Nawalny rätseln in Russland erneut über seinen Aufenthaltsort. Der 44-Jährige sei aus dem Untersuchungsgefängnis im Gebiet Wladimir rund hundert Kilometer östlich von Moskau an einen unbekannten Ort gebracht worden, schrieb sein Team am Freitag auf Twitter. Die Anwälte des Oppositionsführers hätten stundenlang vor der Haftanstalt gewartet, bis ihnen mitgeteilt worden sei, dass ihr Mandant sich dort gar nicht mehr aufhalte. Wo er nun sei, wüssten sie nicht.
Seitdem Nawalny Mitte Januar bei seiner Rückkehr nach Russland direkt festgenommen worden war, gab es immer wieder Verwirrung über seinen Verbleib. Zuletzt fehlte vor rund zwei Wochen zwischenzeitlich jedes Lebenszeichen – seine Unterstützer vermuteten damals, der Kremlgegner sei in ein besonders gefürchtetes Straflager gebracht worden. Wenig später tauchte er dann aber in der Untersuchungshaftanstalt im Gebiet Wladimir wieder auf. Auch dieses Mal zeigten sich Nawalnys Unterstützer in den sozialen Netzwerken in Sorge um den Oppositionsführer und baten um Hinweise zu seinem Verbleib.
Nawalny-Anhänger fordern: Sanktionen gegen Putins Umfeld – auch gegen Ex-Kanzler Schröder
Als Reaktion auf den Umgang mit dem Oppositionsführer hat sein Team eine Ausweitung der internationalen Sanktionen gefordert. Es müssten auch persönliche Sanktionen gegen Oligarchen und Unternehmer aus dem Umfeld von Kremlchef Wladimir Putin verhängt werden, sagte der Nawalny-Vertraute Leonid Wolkow der Vereinigung der UN-Korrespondenten in Genf. Die Frage, ob er Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder zu diesem Kreis zähle, bejahte Wolkow. Schröder stehe aber nicht auf der Prioritätenliste.
Altkanzler Schröder ist Aufsichtsratsvorsitzender des russischen Ölriesen Rosneft sowie Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der umstrittenen Ostseepipeline Nord Stream 2, die russisches Erdgas nach Europa bringen soll. Die Pipeline sei an sich eine gute Sache, sagte Wolkow. Aber westliche Handelspartner müssten sich gut überlegen, ob sie mit der Regierung unter Putin Geschäfte machen wollten.
Die EU verhängte wegen der Vergiftung und wegen der Inhaftierung des Kremlkritikers Sanktionen gegen ranghohe russische Staatsfunktionäre. Deutschland, die EU und die USA hatten Nawalnys Freilassung gefordert.
Nawalny, der im August Opfer eines Giftanschlags geworden war, wurde Anfang Februar in einem international heftig kritisierten Urteil zu mehreren Jahren Straflager verurteilt. Die russische Justiz wirft ihm vor, gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstoßen zu haben, während er sich in Deutschland von dem Anschlag erholte.