Von Russland besetztes Atomkraftwerk IAEA-Delegation inspiziert AKW Saporischschja

Wegen neuer Gefechte hatte sich die Ankunft der Inspektoren verzögert, nun kann die Internationale Atomenergiebehörde ihre Arbeit aufnehmen. Offenbar läuft in dem Kraftwerk nur noch ein Reaktor.
Ein russischer Soldat hält vor dem Kernkraftwerk Wache

Ein russischer Soldat hält vor dem Kernkraftwerk Wache

Foto: Alexander Ermochenko / REUTERS

Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind im von Russland besetzten AKW Saporischschja angekommen. Zuvor waren sie durch neue Gefechte aufgehalten worden. Moskau und Kiew beschuldigten sich gegenseitig, die Mission durch den Beschuss zu gefährden. Es ist das erste Mal seit Beginn des russischen Angriffskrieges, das ein Team von internationalen Experten Zugang zum Kernkraftwerk bekommt.

Die Ukraine meldete am Morgen russischen Raketenbeschuss auf die Stadt Enerhodar, nahe des Kraftwerks. Bürgermeister Dmytro Orlow teile via Telegram mit, seine Stadt werde seit der Dämmerung von Granatwerfen und mit Raketen beschossen.

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Michailo Podoljak, Berater von Wolodymyr Selenskyj, schrieb auf Twitter, der russische Angriff wäre ein weitere »Beweis«, wie ernst Vermittler Garantien aus Moskau nehmen könnten und wie groß das Interesse Russland an einer Inspektion des Kraftwerks wirklich sei.

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Die Gegenseite hingegen sprach von einem Versuch Kiews, das Kraftwerk einzunehmen. Laut dem russischen Verteidigungsministerium hätten »zwei Sabotagegruppen mit bis zu 60 Personen« versucht, das Kraftwerk in ihre Gewalt zu bringen. Dieser Versuch sei vereitelt, drei ukrainische Soldaten gefangengenommen worden.

Außenminister Sergej Lawrow erklärte, Russland tue alles, damit das Kernkraftwerk Saporischschja sicher betrieben werden könne und die Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde ihre Aufgaben erfüllen könnten.

Nach Angaben des ukrainischen Betreibers Energoatom ist einer der zwei noch betriebenen Reaktoren im AKW Saporischschja heruntergefahren worden. Das Notsystem sei nach Mörser-Beschuss aktiviert und Reaktor Nummer 5 abgeschaltet worden. Reaktor Nummer 6 produziere weiter Strom, den die AKW-Anlage für den eigenen Betrieb benötige.

Die Delegation der IAEA hatte ihren Weg Richtung AKW nach einer Zwangspause fortgesetzt. Wegen der neuen Kampfhandlungen war sie von ukrainischer Seite drei Stunden festgehalten worden. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass IAEA-Chef Rafael Grossi zuvor persönlich mit dem ukrainischen Militär verhandelt habe, damit die Inspektion trotz des Beschusses nahe dem Kraftwerk stattfinden kann. Grossi hatte bei der Abfahrt am Morgen betont, er sei sich über die Gefahren bewusst. Die Mission sei aber zu wichtig, um sie im letzten Moment abzublasen.

Nach Angaben der IAEA und der ukrainischen Atombehörde, die das Kraftwerk betreibt, traf das Team gegen 14.15 Uhr Ortszeit in Saporischschja ein. Nur eine Stunde zuvor sei das Kraftwerk noch beschossen worden, berichtete Energoatom.

Insgesamt hat Grossi 13 Experten an seiner Seite. Diese wollen sich mit dem Betreiberpersonal unterhalten und das Kraftwerksgelände in Augenschein nehmen. Die Belegschaft ist größtenteils ukrainisch. Grossi kündigte an, dass einige Experten für eine längere Zeit in Saporischschja stationiert bleiben sollen.

Die IAEA-Mission ist nach langen Verhandlungen – und unter internationalem Druck – vor einigen Tagen final genehmigt worden. Sie soll nach Angaben der russischen Besatzung nur einen Tag dauern. Kiew und Moskau haben sich in den vergangenen Wochen immer wieder gegenseitig für den Beschuss von Europas größtem Atomkraftwerk verantwortlich gemacht.

svs/dpa/Reuters
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