Nach Putins Einmarsch Präsident Selenskyj ordnet allgemeine Mobilmachung in Ukraine an

Szene nach einem russischen Angriff in Kiew
Foto: Emilio Morenatti / APNach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj eine allgemeine Mobilmachung angeordnet. Das Staatsoberhaupt habe wegen der »militärischen Aggression« Russlands ein entsprechendes Dekret unterschrieben, meldete die Agentur Unian unter Berufung auf das Präsidialamt in Kiew. Die Anordnung gilt demnach 90 Tage und sieht die Einberufung von Wehrpflichtigen und Reservisten vor.
Zuvor hatte Selenskyj bereits eine Teilmobilmachung von Reservisten angeordnet. »Wir müssen operativ die Armee und andere militärische Formationen auffüllen«, begründete er seine Entscheidung. Bei den Territorialeinheiten werde es zudem Wehrübungen geben. Wie viele Männer betroffen sein werden, sagte der 44-Jährige nicht.
Durch den russischen Einmarsch sind auf ukrainischer Seite bislang 137 Menschen getötet worden. Außerdem seien 316 Menschen bei den Gefechten verletzt worden, sagte Selenskyj in der Nacht zum Freitag in einer Videoansprache.
Nach ukrainischen Behördenangaben dürfen männliche Staatsbürger im Alter von 18 bis 60 Jahren das Land derzeit nicht verlassen. Man werde sie nicht über die Landesgrenze lassen, teilte der Leiter der ukrainischen Zollbehörde in Lemberg, Danil Menschikow, am Donnerstagabend (Ortszeit) auf Facebook mit. Er bat die Menschen, keine Panik zu verbreiten und nicht zu versuchen, eigenständig die Landesgrenze zu überqueren.
Russland hatte am Donnerstagmorgen einen groß angelegten Angriff auf die Ukraine gestartet und war von mehreren Seiten aus einmarschiert. Binnen weniger Stunden rückten die russischen Streitkräfte bis in den Großraum Kiew vor. Russische Truppen eroberten laut ukrainischen Angaben nach heftigen Kämpfen unter anderem einen Militärflugplatz nahe der Hauptstadt sowie den Atomreaktor von Tschernobyl.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zeigte sich alarmiert: Wegen der potenziellen Unfallgefahr verfolge sie die Situation in der Ukraine »mit großer Sorge«, erklärte die Uno-Organisation. Sie forderte von allen Beteiligten »ein Höchstmaß an Zurückhaltung«. Eine ungesicherte Atomanlage berge große Gefahr.