Auch in der sechsten Kriegsnacht heulten in Kiew und anderen ukrainischen Städten die Sirenen. Die russischen Truppen haben ihren Vormarsch auf die Hauptstadt Kiew und den Angriff auf die zweitgrößte Stadt des Landes, Charkiw, in der Nacht zum Dienstag fortgesetzt. 25 Kilometer von Kiew entfernt, in der Kleinstadt Bucha, wird die Zerstörung am Morgen sichtbar.
Satellitenbilder zeigen einen russischen Militärkonvoi aus Panzern und anderen militärischen Fahrzeugen, der weiter auf Kiew zurollt. Die Kolonne ist deutlich länger als bisher angenommen. Sie sei nur noch 25 Kilometer von Kiew entfernt, berichtet ein US-Satellitendienst. Der ukrainische Präsident hat sich am späten Montagabend erneut in einer Videobotschaft zu Wort gemeldet.
Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine
»Heute hat die russische Armee brutal die Stadt Charkiw beschossen. Das ist ganz klar ein Kriegsverbrechen. Eine friedliche Stadt, friedliche Wohngegenden, keine militärischen Einrichtungen. Dutzende Menschen bezeugen, dass das kein Versehen, sondern eine wohl überlegte Zerstörung der Menschen dort war. Die Russen wissen, was sie unter Beschuss nehmen. Es wird definitiv ein Gerichtsverfahren deswegen geben. International. Es ist ein Bruch sämtlicher Konventionen. Niemand auf der Welt wird euch vergeben, dass Ihr unschuldige, friedliche Ukrainer getötet habt.«
Ukrainische Behörden berichten von einer großen Explosion in der zweitgrößten Stadt Charkiw, bei der mindestens elf Menschen ums Leben kamen. Ziele der Angriffe sind auch Umspannwerke, um die Strom- und Wasserversorgung lahmzulegen. Schwer einzuschätzen ist die konkrete Zahl von Todesopfern. Zwar gibt es von verschiedenen Seiten Angaben zu Toten und Verletzten, überprüfen lassen sich die Aussagen aber nicht.