Ex-Innenminister Italiens Salvini führt rechte Proteste gegen Regierung an - und badet in der Menge

Salvini mit Italien-Maske inmitten von Demonstranten in Rom
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Italien zählt mit fast 33.500 Todesopfern zu den am schwersten von der Corona-Pandemie getroffenen Ländern weltweit. Die dramatische Situation im Norden des Landes galt wochenlang als abschreckendes Beispiel einer Überlastung des Gesundheitssystems, die Regierung verhängte strenge Maßnahmen. Ein Rechtsbündnis um den früheren Innenminister Matteo Salvini versucht nun, die Gunst der Stunde zu nutzen und fordert den Rücktritt von Premier Giuseppe Conte samt Kabinett.
Am Nationalfeiertag führte Salvini zusammen mit Giorgia Meloni, Chefin der ultrarechten Fratelli d'Italia, und dem italienischen Europaabgeordneten Antonio Tajani, Vizechef der Forza Italia, eine Demonstration in Rom an. Unter dem Motto "Italien kapituliert nicht" zogen Hunderte Menschen über die zentrale Straße Via del Corso. Dort entrollten sie eine 500 Meter lange italienische Fahne.
In Umfragen haben die drei Oppositionsparteien derzeit zusammen einen deutlichen Vorsprung vor der Regierungskoalition aus Demokratischer Partei und Fünf-Sterne-Bewegung. Meloni kritisierte, dass es bei der Vergabe von Corona-Hilfen durch die Regierung zu viel Bürokratie gebe. Die Krankheit erzeuge "soziales Unbehagen". Ministerpräsident Conte habe die Gefahren einer wirtschaftlichen Katastrophe nicht verstanden.

Salvini, hier neben Girgia Meloni, nahm seinen Mundschutz mehrfach ab
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Die Veranstalter hatten wegen der Ansteckungsgefahr aufgefordert, nur in sozialen Medien mitzuwirken. Trotzdem drängten sich die Menschen. Salvini, der weiterhin die rechtsradikale Lega anführt, nahm seinen Atemschutz wiederholt ab, fasste Teilnehmer an und ergriff Handys für Selfies. Es war der erste Auftritt des Ex-Innenministers bei einer Kundgebung seit Beginn der Coronakrise.
Salvini verlangte eine sofortige Auszahlung der von der EU in Aussicht gestellten Corona-Hilfen. Italien soll einer der Hauptprofiteure des geplanten EU-Wiederaufbaufonds im Umfang von 750 Milliarden Euro sein. Salvini beklagte, dass der "Privatsektor und die Selbstständigen" in Italien in den vergangenen Monaten vernachlässigt worden seien.
Zuvor hatte Präsident Sergio Mattarella zum Tag der Republik am Einheitsdenkmal einen Kranz niederlegen lassen. Er wurde begleitet von Conte. Die übliche Militärparade wurde wegen der Pandemie abgesagt. Mattarella reiste dann in die Lombardei, nach Codogno. Dort war der Corona-Ausbruch zuerst aufgefallen. Dort gedachte er der Todesopfer.
Das Land feiert am 2. Juni ein Referendum von 1946, mit dem die Italiener für das Ende der Monarchie stimmten. Mattarella erinnerte anlässlich des Nationalfeiertags daran, dass die Coronakrise in Italien "noch nicht vorüber" sei. Er lobte die "Geschlossenheit" der Italiener im Kampf gegen das neuartige Coronavirus. "Italien hat sich in dieser Notsituation von seiner besten Seite gezeigt."