Umfrage Mehrheit der Schotten spricht sich für Verbleib in Großbritannien aus

Regierungschefin Nicola Sturgeon
Foto: Andrew Cowan HANDOUT / EPADie Schottinnen und Schotten sind sich unsicher, wie ihr möglicher Abschied von Großbritannien heißen könnte. »Scexit« nach dem Brexit-Vorbild, »Scoot« für »Scotish out« oder auch »Neverendum« für niemals endendes Referendum werden im Internet als nicht ganz ernst gemeinte Begriffe für eine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich gehandelt.
Zwar hatte 2014 eine knappe Mehrheit der Einwohner eine Loslösung abgelehnt. Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon strebt allerdings eine zweite Volksabstimmung an. Zuletzt war in den Umfragen eine Mehrheit der Schottinnen und Schotten für die Abspaltung, nun dreht sich die Stimmung, wenn auch hauchdünn: 49 Prozent sprachen sich in einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der »Times« für die Unabhängigkeit aus, 51 Prozent dagegen, wie die Zeitung am Donnerstag berichtete.
London lehnt eine neue Befragung ab. Der Volksentscheid von 2014 sei zwei Jahre vor dem Brexit-Votum gewesen, argumentiert Sturgeon hingegen. Der britische EU-Austritt habe die Voraussetzungen verändert. 2016 hatte Schottland deutlich für den Verbleib in der EU gestimmt.
Skandal bringt Sturgeon in Bedrängnis
Bei den Regionalwahlen in Schottland wird eine absolute Mehrheit für die Schottische Nationalpartei SNP erwartet. Derzeit sorgen jedoch interne Streitigkeiten in der SNP für Turbulenzen. Chefin Nicola Sturgeon steht wegen ihrer Rolle in einem Skandal um Missbrauchsvorwürfe zunehmend unter Druck. Der Vorwurf ihres früheren Vertrauten Alex Salmond, der im Zentrum des Falls steht: Sturgeon soll das Parlament in die Irre geführt haben.
Der Meinungsforscher John Curtice von der Strathclyde University sagte der »Times«: »Die SNP kann es sich nicht erlauben, viele Unterstützer zu verlieren.« Es gebe immerhin einige Anhänger der Partei, die nicht glaubten, dass Sturgeon die Wahrheit sage. Allerdings ist die SNP-Affäre nicht der einzige Grund für die Gegner eines Unabhängigkeitsreferendums. So spielt etwa auch die Unsicherheit während der Pandemie eine Rolle dafür, dass manche Schotten zumindest in diesem Jahr nicht erneut darüber abstimmen wollen.