Schüsse und Militär auf den Straßen Mutmaßlicher Putschversuch in Guinea

Im westafrikanischen Guinea gibt es Gerüchte über einen Putsch durch Spezialkräfte. Bewohner berichten von massiver Militärpräsenz auf den Straßen und von anhaltenden Gefechten in der Hauptstadt.
Spezialeinheiten in Conakry, der Hauptstadt von Guinea

Spezialeinheiten in Conakry, der Hauptstadt von Guinea

Foto: CELLOU BINANI / AFP

Im Zentrum von Conakry, der Hauptstadt Guineas, sind am Sonntag Soldaten aufmarschiert, es kam nach Augenzeugenberichten zu anhaltenden Schusswechseln. Das Militär war vor allem auf den Straßen der Halbinsel Kaloum zu sehen, wo sich das Präsidialamt und zahlreiche Regierungsinstitutionen des westafrikanischen Landes befinden, berichtete ein AFP-Reporter.

Erklärungen von offizieller Stelle zu den Ereignissen lagen zunächst nicht vor. Ein westlicher Diplomat ging von einem Putschversuch aus. Er habe »keinen Zweifel«, dass ein Putschversuch im Gange sei, der von guineischen Spezialkräften angeführt werde, sagte der Diplomat, der anonym bleiben wollte. Seinen Informationen zufolge hat die Eliteeinheit den Präsidentenpalast zumindest vorübergehend übernommen. Er vermutete als Ursache Spannungen zwischen der Regierung und dem Kommandeur der Spezialeinheit.

Bewohnerinnen und Bewohner von Kaloum berichteten unterdessen am Telefon von heftigem, anhaltendem Beschuss. Die Straßen seien voller Soldaten, welche die Bewohner aufforderten, in ihre Häuser zurückzukehren und diese nicht zu verlassen. Der Zugang zur Halbinsel ist aufgrund ihrer geografischen Lage eingeschränkt. Die Sicherheitskräfte können ihn leicht blockieren.

Truppen in Guineas Hauptstadt Conakry

Truppen in Guineas Hauptstadt Conakry

Foto: CELLOU BINANI / AFP

Guinea, das trotz beträchtlicher Bodenschätze zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, wird seit Monaten von einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise erschüttert, die durch die Coronapandemie noch verschärft wurde.

Präsident Alpha Condé  hatte vergangenes Jahr eine Verfassungsänderung durchgesetzt, die ihm eine dritte Amtszeit ermöglicht. Im Oktober ging der heute 83-Jährige nach offiziellen Angaben aus der von Gewalt begleiteten, umstrittenen Wahl als Sieger hervor, was wiederum zu Massenprotesten führte. Bei Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften starben damals Dutzende Menschen.

him/AFP

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