Widerspruchslösung Schweiz stimmt für Neuregelung der Organspende

Organspender ist künftig, wer nicht explizit ablehnt – dafür haben die Schweizer bei einer Volksabstimmung gestimmt. In anderen europäischen Ländern gilt die Widerspruchslösung bereits.
Nationalrätin Flavia Wasserfallen (Mitte) jubelt: Eine große Mehrheit stimmt für eine Erneuerung des Organspendegesetzes

Nationalrätin Flavia Wasserfallen (Mitte) jubelt: Eine große Mehrheit stimmt für eine Erneuerung des Organspendegesetzes

Foto: Peter Klaunzer / dpa

Viele schwer kranke Patientinnen und Patienten, die ein Spenderorgan brauchen, doch Organe gibt es nur wenige: In der Schweiz soll sich das bald ändern. Künftig gilt jeder Mensch als potenzieller Organspender, der dies zu Lebenszeiten nicht explizit abgelehnt hat. Die Regierung will das Transplantationsgesetz entsprechend ändern und bekam dafür bei der Volksabstimmung am Sonntag 60,2 Prozent Zustimmung.

Bislang gilt in der Schweiz wie in Deutschland statt der Widerspruchs- die Zustimmungslösung: Organe dürfen nur Menschen entnommen werden, die sich dazu bereit erklärt haben, etwa mit einem Organspendeausweis oder einem Eintrag in einem Onlineregister.

Regierung will Mangel an Spenderorganen entgegenwirken

In zahlreichen europäischen Ländern, darunter Frankreich, Irland, Italien, Österreich und Spanien, gilt die Wiederspruchslösung bereits. Die Regierung in der Schweiz hofft nun, den Mangel an Spenderorganen zu beheben. Gegner der Neuregelung hatten argumentiert, die Widerspruchslösung sei unethisch. Sie erhöhe den Druck auf Menschen, die keine Organe spenden wollen.

Auch die anderen nationalen Vorlagen erhielten bei der Volksabstimmung Zustimmung: Nach den Hochrechnungen gab es 72 Prozent Zustimmung für eine finanzielle und personelle Erhöhung des Schweizer Beitrags für die umstrittene europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex. (Mehr dazu lesen Sie hier.)

Außerdem müssen Streamingdienste und ausländische Fernsehsender mit Schweizer Werbefenster künftig vier Prozent ihres Schweizer Umsatzes in Schweizer Produktionen investieren. Die Zustimmung dafür lag nach der Hochrechnung bei 58 Prozent. So sollen 18 Millionen Franken für das heimische Filmschaffen eingebracht werden. Zudem müssen Streamingdienste künftig 30 Prozent europäische Filmen oder Serien anbieten. Für Fernsehsender gilt eine ähnliche Quote schon lange.

ani/dpa
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