Österreichs Kanzler zum Fall Nawalny Kurz fordert "volle Aufklärung"

Österreichs Regierungschef Kurz: "Volle Aufklärung"
Foto: Aris Oikonomou / dpaSeit Wochen beherrscht der Giftanschlag auf Alexej Nawalny die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Das erste Interview des russischen Oppositionellen nach der Attacke dürfte das Verhältnis weiter belasten - im SPIEGEL-Gespräch machte Nawalny Russlands Präsident Wladimir Putin verantwortlich: "Ich behaupte, dass hinter der Tat Putin steht."
In Deutschland gibt es bereits Forderungen nach Maßnahmen gegen Russland. Auch international wird der Ruf nach einer lückenlosen Aufklärung lauter. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte dem SPIEGEL: "Ich bin der festen Überzeugung, dass es notwendig ist, diesen Anschlag vollständig aufzuklären. Da sind wir auch dankbar für die Informationen, die wir vonseiten der deutschen Behörden erhalten haben."
Kurz ist derzeit beim EU-Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs. Die Bundesregierung drängt auf eine gemeinsame Erklärung der EU zum Fall Nawalny. Sanktionen gegen Russland werden zwar noch nicht erwartet. Man will erst die Überprüfung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen abwarten. Dennoch heißt es aus der Bundesregierung, dass eine Erklärung der Staats- und Regierungschefs bereits ein kraftvolles Signal wäre.
"Ich glaube, dass es wichtig ist, dieses Thema jetzt auf europäischer Ebene zu besprechen und gegebenenfalls darauf zu reagieren", sagte Kurz. "Klar ist: So etwas darf nicht stattfinden."
Nawalny war im August auf einem innerrussischen Flug zusammengebrochen. Zuerst wurde er im sibirischen Omsk, später dann in der Berliner Charité behandelt. Die Bundesregierung erklärte nach zahlreichen Tests, Nawalny sei mit einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden. Befunde von Labors aus Frankreich und Schweden bestätigten diesen Befund.
Die Regierung in Moskau hat wiederholt jede Verantwortung zurückgewiesen und ihrerseits Anschuldigungen gegen Nawalny erhoben.