Seenotrettung im Mittelmeer »Sea-Eye 4« rettet Hunderte Migranten

Das deutsche Seenotrettungsschiff »Sea-Eye 4« hat in mehreren Einsätzen mehr als 800 Schutzsuchende aus dem Mittelmeer gerettet und so viele Menschen an Bord wie nie zuvor. Nun gelte der Ausnahmezustand.
Migranten auf einem Schlauchboot: Die deutschen Hilfsorganisationen Sea-Eye und Mission Lifeline haben Hunderte Schutzsuchende aus dem Mittelmeer gerettet

Migranten auf einem Schlauchboot: Die deutschen Hilfsorganisationen Sea-Eye und Mission Lifeline haben Hunderte Schutzsuchende aus dem Mittelmeer gerettet

Foto: Hermine Poschmann / dpa

Innerhalb weniger Tage haben die deutschen Hilfsorganisationen Sea-Eye und Mission Lifeline Hunderte in Seenot geratene Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Das Rettungsschiff »Sea-Eye 4« ist nach mehreren Einsätzen nun völlig überfüllt.

Wie die Organisation mitteilte, befinden sich mittlerweile mehr als 800 Schutzsuchende an Bord – so viele wie nie zuvor. Für die 24-köpfige Besatzung ergebe sich damit eine bisher unbekannte Belastungssituation. Das Schiff sei auf schnelle Zuteilung eines sicheren Hafens angewiesen. An Bord gelte der Ausnahmezustand.

Gorden Isler, Vorsitzender des Vereins Sea Eye, berichtete dem SPIEGEL von der angespannten Situation an Bord. »Noch schlafen viele der Geretteten an Bord, aber die Situation kann jeden Moment umschlagen«, sagte er. Das Schiff sei für so viele Menschen nicht ausgelegt.

Bereits mehrere Notfälle an Bord

Bereits jetzt habe man mehrere Notfälle behandeln müssen. »Einige Gerettete leiden an Unterkühlung und starken Erschöpfungszuständen. Bis jetzt haben wir die Menschen stabilisieren können. Aber sie brauchen dringend eine professionelle Behandlung an Land.« Mehr als die Hälfte der Schiffbrüchigen habe man aus der maltesischen Such- und Rettungszone retten müssen, weil die maltesischen Behörden nicht reagiert hätten.

In sechs Einsätzen hatte die »Sea-Eye 4« in den vergangenen Tagen bereits gut 400 Menschen an Bord genommen. Am Mittwochmorgen haben die Seenotretter eigenen Angaben zufolge dann einen weiteren Hilferuf erhalten. Dieser sei demnach auch in der maltesischen Rettungszone abgesetzt worden. Malta habe auf die Hilferufe jedoch nicht reagiert.

Als die »Sea-Eye 4« am Einsatzort eintraf, habe das zweistöckige Holzboot bereits ein Leck gehabt. Insgesamt wurden der Organisation zufolge bei dem Einsatz 400 weitere Schutzsuchende aufgenommen. Die insgesamt mehr als 800 Menschen sollen nun auf die Insel Lampedusa gebracht werden. Die italienische Insel liegt nur wenige Stunden vom Unfallort entfernt und ist damit der am schnellsten erreichbare sichere Hafen.

Auch die italienische Küstenwache hatte in der Nacht zum Donnerstag gemeinsam mit der Feuerwehr rund 70 Migranten von einem Segelboot gerettet. Das Schiff sei in der kalabrischen Provinz Crotone im Ionischen Meer an einem Riff gestrandet. Die Migranten und Flüchtlinge legen meistens von den Küsten Nordafrikas zu der gefährlichen Überfahrt ab. Sie wollen die EU erreichen, um Schutz zu suchen oder in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte der Nachrichtenagentur dpa, es sei jetzt dringend nötig, dem völlig überfüllten Rettungsschiff sofort einen sicheren Hafen zuzuweisen. »Ich bitte die Bundesregierung, sich umgehend dafür einzusetzen«, appellierte Bedford-Strohm. »Es braucht jetzt Hilfe ohne Wenn und Aber.« Die »Sea Eye 4« wird vom Bündnis »United4Rescue« finanziert, das von der EKD mitgetragen wird.

asc/slü/dpa

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