Grenzen wieder offen Serbien und Kosovo beenden Blockaden

Es klang wie Realsatire, war aber brandgefährlich: Rund zwei Wochen führte ein Streit um Autokennzeichen zu Spannungen zwischen Serbien und Kosovo.
Martialisch: Kosovarische Polizisten verweigerten ab 20. September Kfz mit serbischen Kennzeichen den Grenzübertritt

Martialisch: Kosovarische Polizisten verweigerten ab 20. September Kfz mit serbischen Kennzeichen den Grenzübertritt

Foto: LAURA HASANI / REUTERS

Serbien und das Kosovo haben nach der von der EU vermittelten Beilegung des Streits über Autokennzeichen am Samstag mit der Aufhebung der Grenzblockaden begonnen. Auf serbischer Seite wurden Lkw und Autos entfernt, mit denen Grenzübergänge gesperrt worden waren. Im Laufe des Tages sollen sich auch Spezialkräfte der Kosovo-Polizei aus dem Grenzgebiet zurückziehen. Nato-Truppen rückten in das Grenzgebiet ein, um ein Wiederaufflammen des Streits zu verhindern.

Vor knapp zwei Wochen hatte die Blockade begonnen, nachdem das Kosovo anordnete, serbische Kfz dürften nur mit einem temporären Kennzeichen ins Land fahren. Die Regierung in Pristina rechtfertigte diese Maßnahme als Vergeltung für die seit 2008 in Serbien geltende Vorschrift, Kennzeichen aus dem Kosovo nicht anzuerkennen. 2008 hatte das Kosovo seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, was die Regierung in Belgrad aber nicht anerkennt.

Serbien strebt in die Europäische Union und muss dafür sein Verhältnis zum Kosovo normalisieren. Unter EU-Vermittlung versuchen Serbien und das Kosovo seit 2013 eine Lösung für den Konflikt zu finden. Fortschritte sind bislang kaum gelungen.

Die Eskalation im Streit zwischen den beiden Staaten hatte Befürchtungen geweckt, dass es sogar zu militärischen Einsätzen kommen könne: Auch der am Dienstag beginnende Balkangipfel in Slowenien, auf dem mehrere Staaten ihre Chancen auf einen EU-Beitritt sondieren wollen, hatte für diplomatischen Druck gesorgt, den aktuellen Streit schnellstmöglich zu beenden. Am 27. September rief die Nato die Streitenden zu Zurückhaltung auf, Serbien verlegte trotzdem gepanzerte Fahrzeuge an die Grenze.

Am Donnerstag letzter Woche gelang Unterhändlern der EU dann der Durchbruch: »Wir haben einen Deal!«, schrieb der Westbalkan-Beauftragte der EU, Miroslav Lajčák, auf Twitter. Nach zwei Tagen intensiver Verhandlungen sei ein Abkommen zur Deeskalation der Spannungen erreicht worden. Lajčák veröffentlichte ein Papier mit Punkten, auf die sich die beiden Seiten geeinigt hatten. Am Samstagmorgen meldeten Beobachter Vollzug, alle Blockaden sind inzwischen offenbar abgebaut.

Der Status des Kosovo ist international umstritten, fünf EU-Staaten erkennen die Unabhängigkeit nicht an. Die Aufnahme des Kosovo in die Vereinten Nationen wird von Serbiens Verbündetem Russland blockiert.

pat, AFP, Reuters
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren