Russischer Außenminister bei G20-Gipfel Lawrow bezeichnet Berichte über Klinikaufenthalt als politisches »Spiel«

In kurzer Hose auf der Terrasse statt im Krankenhaus: Mit einem Video will Sergej Lawrow anscheinend Spekulationen über seinen Gesundheitszustand entkräften. Seine Sprecherin bezeichnete diese als »Gipfel der Fälschungen«.
Ein Screenshot aus dem Video, das Lawrows Sprecherin Maria Sacharowa auf Telegram veröffentlichte

Ein Screenshot aus dem Video, das Lawrows Sprecherin Maria Sacharowa auf Telegram veröffentlichte

Foto:

Maria Zakharova / Telegram / REUTERS

Der russische Außenminister Sergej Lawrow soll sein Land auf dem G20-Gipfel in Indonesien  vertreten – doch über seinen Gesundheitszustand gibt es widersprüchliche Angaben. Nach Medienberichten über einen angeblichen Krankenhausaufenthalt zeigte sich Lawrow lesend in kurzer Hose auf einer Terrasse auf Bali. Seine Sprecherin Maria Sacharowa veröffentlichte ein entsprechendes Video auf Telegram.

Zuvor hatten die Nachrichtenagenturen Associated Press und Reuters unter Berufung auf verschiedene indonesische Offizielle berichtet, dass Lawrow eine Klinik aufgesucht habe. Lawrow war am Sonntag auf Bali eingetroffen. Reuters zitierte den Gouverneur von Bali damit, dass Lawrow die Klinik bei guter Gesundheit verlassen habe. Der Minister sei für ein »Check-Up« in das Sanglah-Krankenhaus gebracht worden und danach »sofort zurückgekehrt«.

Die Associated Press berichtete von vier Regierungsbeamten und Medizinern, die den Klinikaufenthalt bestätigt hätten. Zwei der Personen sagten demnach, Lawrow sei wegen einer Herzerkrankung behandelt worden. Der Sprecher des indonesischen Außenministeriums, Teuku Faizasyah, sagte, er habe keine Informationen zu einem Krankenhausaufenthalt Lawrows.

Sprecherin: »Wir trauen unseren Augen nicht«

Ministeriumssprecherin Sacharowa wies die Berichte deutlich zurück: »Wir sind hier mit Sergej Wiktorowitsch in Indonesien und lesen den Ticker und trauen unseren Augen nicht«, schrieb Sacharowa, die mit nach Bali gereist war. »Es stellt sich heraus, dass er ins Krankenhaus eingeliefert wurde«, schrieb sie weiter und setzte ein Emoji einer Tränen lachenden Katze dahinter. Die Behauptungen seien der »Gipfel der Fälschungen«.

Wenig später veröffentlichte sie dann das Video, das Lawrow sitzend an einem kleinen Tisch zeigt. Die Berichte über seinen angeblichen Klinikaufenthalt wollte Lawrow damit augenscheinlich entkräften. Der 72-Jährige trägt in dem Video zu der kurzen Hose ein blaues T-Shirt mit einer Krone und dem Schriftzug »Basquiat«, nach dem 1988 gestorbenen US-Künstler Jean-Michel Basquiat.

Lawrow erzählt in dem Video, dass er sich auf seine Auftritte beim G20-Gipfel an diesem Dienstag vorbereite und nimmt indirekt auch zu den Spekulationen über seinen Gesundheitszustand Stellung. »Über unseren Präsidenten wird schon seit zehn Jahren geschrieben, dass er krank war. Das ist so ein Spiel, das nicht neu ist in der Politik«, sagt Lawrow.

Medien hatten in der Vergangenheit unter Berufung etwa auf westliche Geheimdienste oder Informanten über verschiedene schwere Krankheiten Putins berichtet. Der Kreml hatte dazu mitgeteilt, dass Putin nichts fehle.

Lawrow forderte die westlichen Medien auf, »ehrlicher« und »häufiger die Wahrheit« und nicht einseitig zu berichten. Dagegen werfen die USA und die EU Lawrow und russischen Medien immer wieder gezielte Lügen, Propaganda  und Desinformation vor.

kko/dpa/AP/Reuters
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