Singapur Empörung über Todesurteil per Video-Verhandlung

Ein Drogenhändler aus Malaysia wurde wegen der Corona-Pandemie in Singapur in einer Video-Gerichtsverhandlung zum Tode verurteilt. Menschenrechtsaktivisten kritisieren das Vorgehen als "grausam und unmenschlich".
Oberster Gerichtshof von Singapur

Oberster Gerichtshof von Singapur

Foto: Edgar Su/ REUTERS

Singapur steht wegen eines per Video-Verhandlung verhängten Todesurteils in der Kritik. Ein 37-jähriger malaysischer Drogenhändler war am Freitag über die Videokonferenz-Plattform Zoom wegen des Handels mit mindestens 28,5 Gramm Heroin zum Tode verurteilt worden.

Nach Angaben des Obersten Gerichtshofs von Singapur war es die erste Urteilsverkündung dieser Art. Wegen der Corona-Pandemie sei das Verfahren "zur Sicherheit aller Beteiligten" aus der Ferne durchgeführt worden, teilte das Gericht mit.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) kritisierte die Art der Urteilsverkündung am Mittwoch als "grausam und unmenschlich". Die Organisation warf der Staatsanwaltschaft und dem Gericht vor, "abgestumpft" zu sein. Die Todesstrafe an sich sei schon grausam, sagte der Vize-Asien-Direktor von HRW, Phil Robertson. Ein Angeklagter, dem die Todesstrafe drohe, sollte zumindest "das Recht haben, vor Gericht anwesend zu sein, um seine Ankläger zu sehen".

Im Stadtstaat Singapur gelten strikte Betäubungsmittelgesetze. Die Todesstrafe ist ein Überbleibsel der britischen Kolonialherrschaft - Menschenrechtsgruppen fordern seit Langem ihre Abschaffung.

als/AFP
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