Sipri-Studie Diese Länder verkaufen die meisten Waffen

US-Kampfjet auf einem Flugzeugträger: USA und Frankreich exportierten mehr, Russland weniger Waffen
Foto: Jim Gomez/ APDie USA, Russland, Frankreich, Deutschland und China sind die größten Waffenlieferanten der Welt. Gemeinsam waren die fünf Länder zwischen 2015 und 2019 für mehr als drei Viertel aller Rüstungsexporte weltweit verantwortlich. Zu diesem Ergebnis kommt das schwedische Friedensforschungsinstitut Sipri in seiner jüngsten Studie.
In dem Zeitraum wuchs der weltweite Waffenhandel um 5,5 Prozent verglichen mit den Jahren 2010 bis 2014. Vor allem zwei der wichtigsten fünf Lieferanten steigerten ihre Exporte deutlich: die USA um 23 Prozent, Frankreich sogar um 72 Prozent.
"Die französische Rüstungsindustrie profitierte von der Nachfrage nach Waffen in Ägypten, Katar und Indien", schreibt der SIPRI-Forscher Diego Lopes Da Silva. Die Steigerung bei den USA ist zum Teil auf eine erhöhte Nachfrage nach amerikanischen Kampfflugzeugen in Europa, Australien, Japan und Taiwan zurückzuführen. Entscheidende Bedeutung als Absatzmarkt hat aber vor allem eine Region: Die Hälfte aller US-Waffenausfuhren ging in den Nahen Osten, davon wiederum die Hälfte nach Saudi-Arabien.
Saudi-Arabien ist der größte Waffenimporteur
Das Königreich importierte in den vergangenen fünf Jahren so viele Waffen wie kein anderes Land. Verglichen mit der Zeitspanne zwischen 2010 und 2014 hat Riad seinen Anteil an den weltweiten Rüstungseinfuhren mehr als verdoppelt. Mit zwölf Prozent liegt Saudi-Arabien damit auf dem ersten Platz vor Indien (9,2 Prozent), Ägypten (5,8 Prozent), Australien (4,9 Prozent) und China (4,3 Prozent).
Trotz der Beteiligung Saudi-Arabiens am Krieg im Jemen lieferten sowohl die USA als auch Großbritannien weiter Waffen in das Königreich. Die USA sind für 73 Prozent der Einfuhren Riads verantwortlich, Großbritannien für 13 Prozent.
Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind am Konflikt im Jemen beteiligt, ebenso am Libyenkrieg. Im vergangenen Jahr, als der Uno-Sicherheitsrat die Beteiligung externer Mächte in Libyen verurteilte, "hatten die VAE wichtige Waffenimport-Deals mit Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Russland, Südafrika, Spanien, Schweden, der Türkei, Großbritannien und den USA laufen", heißt es in der Studie. Zwischen 2015 und 2019 bezogen die VAE rund zwei Drittel ihrer Exporte aus den USA und waren der achtgrößte Importeur weltweit.
Russland liefert weniger aus, die Türkei führt weniger ein
Die russischen Rüstungsexporte nahmen in den vergangenen fünf Jahren um 18 Prozent ab. Grund dafür: Die Ausfuhren nach Indien, Russlands wichtigstem Absatzmarkt, brachen fast um die Hälfte ein. Auch ein Zuwachs von 30 Prozent bei den Ausfuhren in den Nahen Osten änderte nichts am Gesamtrückgang.
Auch Moskaus Anteil am Gesamtvolumen ging zurück: von 27 Prozent in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts auf 21 Prozent in den letzten fünf Jahren. Hinter Russland folgen Frankreich (7,9 Prozent), Deutschland (5,8 Prozent) und China (5,5 Prozent). Dennoch bleibt Russland der zweitgrößte Waffenexporteur weltweit.
Die Türkei kämpfte in den vergangenen Jahren gegen kurdische Rebellen und ist auch an den Kriegen in Syrien und Libyen beteiligt. Dennoch halbierten sich die türkischen Waffenimporte zwischen 2015 und 2019 fast. Die Gründe dafür:
Lieferverzögerungen bei deutschen U-Booten;
der Rauswurf der Türkei aus dem amerikanischen F-35-Kampfjet-Programm im Sommer 2019, der den geplanten Kauf von 100 Flugzeugen verhinderte;
die Einschränkung von Waffenlieferungen durch mehrere europäische Staaten infolge der türkischen Militäroffensive gegen die Kurdenmiliz YPG in Nordostsyrien;
Bau und Entwicklung eigener Waffen, vor allem im Bereich Kriegsschiffe und gepanzerte Fahrzeuge.
Deutschland erhöht Ausfuhren, Ägypten verdreifacht Einfuhren
Deutschland steigerte seine Exporte um 17 Prozent. Ägypten verdreifachte seine Einfuhren. Das von Militärdiktator Abdel Fattah el-Sisi regierte Land ist nun der drittgrößte Waffenimporteur der Welt. Ägypten spielt insbesondere im Konflikt im Nachbarland Libyen eine wichtige Rolle. Dort unterstützt es den abtrünnigen General Khalifa Haftar.
Neben den USA, Frankreich und Deutschland steigerten auch Israel und Südkorea ihre Exporte deutlich. Israel, das auf einen Zuwachs von 77 Prozent in den vergangenen fünf Jahren zurückblickt, verzeichnet aktuell die höchsten Rüstungsexporte seiner Geschichte. Südkorea steigerte seine Ausfuhren gar um 143 Prozent und findet sich erstmals unter den zehn größten Lieferanten der Welt.
Israel und Russland rüsten Armenien und Aserbaidschan auf
In den vergangenen fünf Jahren kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Armenien und Aserbaidschan. Beide Staaten bauen ihre militärischen Kapazitäten aus. Russland beliefert beide Seiten: Es kommt für fast die gesamten armenischen sowie für ein Drittel der aserbaidschanischen Einfuhren auf. Seine restlichen Waffen (60 Prozent) bezieht Aserbaidschan im Wesentlichen aus Israel.
Brasiliens Importe gingen um mehr als ein Drittel zurück. Dennoch bleibt das Land der größte Waffenkäufer in Südamerika.
Südafrika war zwischen 2004 und 2009 noch der größte Importeur auf dem Kontinent südlich der Sahara. Grund dafür waren Lieferungen deutscher Fregatten und U-Boote sowie schwedischer Kampfflugzeuge in dieser Zeit. In den vergangenen fünf Jahren importierte das Land so gut wie keine Waffen.