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Machtprobe für Macron So funktioniert die Parlamentswahl in Frankreich

Für Frankreichs Präsident Macron steht viel auf dem Spiel: Er könnte bei den Wahlen seine Machtbasis im Parlament verlieren. Wie die Wahl abläuft und was die erste Runde bedeutet, zeigen unsere Grafiken.

Der heutige Sonntag könnte für den gerade erst im Amt bestätigten französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine Zäsur einläuten. Denn um sein ambitioniertes Reformprogramm umsetzen zu können, braucht er eine Mehrheit im französischen Parlament, der Nationalversammlung. Umfragen deuten an, dass die Allianz der Linksparteien (NUPES) um den EU-kritischen Jean-Luc Mélenchon eine absolute Mehrheit des Macron-Lagers verhindern könnte.

Klar ist das nach dem ersten Wahlgang aber noch nicht. Denn das Ergebnis der ersten Runde ist aufgrund der Besonderheiten des französischen Wahlsystems nur bedingt aussagekräftig. Anders als in Deutschland werden die Abgeordneten der Nationalversammlung nicht nach den Prinzipien einer Verhältniswahl gewählt, sondern als Mehrheitswahl in bis zu zwei Wahlgängen. Nur ein kleiner Teil der Parlamentssitze steht schon im ersten Wahlgang fest: 2017 waren es nur 4 der insgesamt 577 Sitze, wohl auch aufgrund der angewachsenen Fragmentierung der Parteienlandschaft. Die übrigen Mandate werden erst im zweiten Wahlgang, eine Woche später, per Stichwahl entschieden.

Die Daten der letzten Parlamentswahl im Jahr 2017 zeigen, wie sehr sich die Sitzverteilung in der Nationalversammlung vom Ergebnis des ersten Wahlgangs unterschied: Marine Le Pens Partei, damals unter dem Namen Front National (FN), konnte im ersten Wahlgang noch etwa 13,2 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen, insgesamt zogen aber nur acht FN-Abgeordnete ins Parlament ein, etwas mehr als ein Prozent aller Mandate. Größter Nutznießer des Systems war Macrons Partei La République en Marche, die in der ersten Runde nur knapp 28,2 Prozent der Stimmen erhielt, nach den Stichwahlen aber 308 der 577 Sitze gewinnen konnte und damit die absolute Mehrheit hatte.

Ein weiterer Grund für die teilweise großen Unterschiede – oft zuungunsten radikaler Parteien – ist das Phänomen des »Front républicain«: Nach dem ersten Wahlgang sprechen die ausgeschiedenen Kandidatinnen und Kandidaten Wahlempfehlungen für eine andere Partei des gemäßigten Spektrums aus, die noch im Rennen ist. Das Ziel dabei ist, den Sieg eines Bewerbers der als extrem wahrgenommenen Parteien wie dem Rassemblement National zu verhindern.

Der erste Wahlgang der französischen Parlamentswahlen ist also mehr ein erstes Stimmungsbarometer im Land. Harte Fakten werden meist erst im zweiten Wahlgang geschaffen.

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