Die Milton-Brauerei im Osten Englands, kurz vor Cambridge. Wie viele Unternehmen in Großbritannien und ganz Europa kämpft auch dieser Betrieb mit gestiegenen Preisen.
Richard Naisby, Milton Brewery
»Wir haben es hier mit dem bisher größten Preisanstieg jemals zu tun. Unsere Brauerei gibt es seit 23 Jahren und die Dinge gehen durch die Decke. Die Malzpreise sind um 40 bis 50 % gestiegen. Stromverträge ohne Festpreis sind doppelt so teuer. Die Wachstumsraten sind bis April gedrückt und selbst wenn wir irgendwie einen Gewinn erwirtschaften sollten, kommt eine 30-prozentige Erhöhung der Körperschaftsteuer auf uns zu.«
Laut dem britischen Statistikamt lag die Inflationsrate im Land im Dezember bei 10,5 %. Die sogenannte »Fresh food inflation«, also der Preisanstieg für Lebensmittel lag im Dezember sogar bei 15 %. Fettarme Milch etwa ist rund 46 % teurer geworden, Butter knapp 30 %.
Die Gründe: Höhere Kosten für Tierfutter und Düngemittel, aber auch die anhaltend hohen Energiepreise. Laut der Bank of England ist aber auch der Brexit für einen Teil der gestiegenen Kosten verantwortlich. Klar voneinander trennen, lassen sich die Gründe jedoch nicht.
Für viele Briten sind die gestiegenen Preise eine große Herausforderung.
»Es ist absolut beunruhigend. Ich habe meinen Alltag angepasst. Ich gehe nur noch zu Fuß.«
»Die Lebensmittelpreise im Supermarkt sind gestiegen und das hat unsere Kaufentscheidung beeinflusst. Wir kaufen jetzt öfter eher günstigere Sachen ein, als wir es sonst tun würden. Einfach nur, weil alltägliche Lebensmittel wie Brot und Eier alle teurer geworden sind.«
Zurück in Waterbeach: Normalerweise lagert Naisby keine großen Mengen seiner Zutaten ein. Doch jetzt hortet der Brauer säckeweise Malz. Seine Hoffnung: etwas mehr Planungssicherheit.
Richard Naisby, Milton Brewery
»Wir können nicht jeden Preisanstieg weitergeben und sowieso nicht sofort. Wir sind mit sehr instabilen Preissteigerungen konfrontiert. Der Preis für CO2 etwa ist um 600 % angestiegen und diese Steigerungen vorherzusehen ist fast so schwierig, wie mit ihnen umzugehen.«
Die Milton-Brauerei ist zu klein, um im Großhandel die Einkaufspreise zu drücken. Andererseits ist der Betrieb anpassungsfähiger – darauf baut Richard Naisby.
Richard Naisby, Milton Brewery
»Wir sind klein genug, um mit den Schlägen ein wenig mitzugehen und können uns besser anpassen als ein großes Unternehmen.«
Naisby ist zuversichtlich, dass seine Brauerei auch die nächste wichtige Hürde Ende März nehmen kann: Dann läuft der Strom- und Gaspreisdeckel der britischen Regierung aus. Steigen in der Folge die Preise, geht es für viele Betriebe um die Existenz.
Richard Naisby, Milton Brewery
»Das ist bedeutend. Für uns ist die Situation vermutlich nicht existenzbedrohend, aber viele Brauereien müssen zurzeit dicht machen. Diese Industrie hat große Verluste erlitten.«