Sommerurlaub im Ausland Maas warnt vor "Wettbieten um Touristen"

Außenminister Heiko Maas
Foto: Jens Schicke/ imago images/Jens SchickeBundesaußenminister Heiko Maas (SPD) geht davon aus, dass sich die EU-Staaten in den kommenden Wochen auf Regelungen für den Sommerurlaub in der Coronakrise einigen. Nach ersten Beratungen mit den Nachbar- und Urlaubsländern der Deutschen gab er sich zuversichtlich zum Abbau der Reisebeschränkungen. "Wir hoffen, dass wir die weltweite Reisewarnung zumindest für die Europäische Union nach dem 14. Juni wieder aufheben und durch abgestufte Reisehinweise ersetzen können", sagte Maas.
In den ersten beiden Beratungsrunden sei man diesem Ziel "ein gutes Stück nähergekommen". Der Außenminister forderte aber auch: "Klar ist: Wir wollen kein europäisches Wettbieten um Touristen."
Maas hatte am Montag mit seinen Amtskollegen aus zehn der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen und am Mittwoch mit den Außenministern der neun Nachbarländer beraten. Beide Videokonferenzen dienten dazu, die Aufhebung von Grenzkontrollen wegen der Corona-Pandemie und die Lockerung von Quarantänemaßnahmen mit Blick auf den Sommerurlaub vorzubereiten. Außerdem ging es darum, wie der Schutz der Urlauber vor einer Infektion gewährleistet werden kann.
"Wir wollen auch in diesem Jahr der Coronakrise einen europäischen Sommerurlaub möglich machen - aber unter verantwortbaren Umständen", sagte Maas. Man wolle ein möglichst gemeinsames und transparentes Vorgehen, das am Ende für alle in Europa nachvollziehbar und tragbar sei. Hintergrund ist, dass EU-Staaten wie Österreich speziell um deutsche Touristen geworben hatten.
Noch keine Einigung mit der Türkei
Maas machte allerdings deutlich, dass er am Ende keine EU-einheitliche Regelung erwarte. "Wir brauchen einheitliche Kriterien, aber keine Einheitslösung", sagte er mit Blick auf die unterschiedliche Infektionslage und die Vorschläge der EU-Kommission für den Tourismusbereich. Dazu sollen Hygienevorschriften sowie ein enger Datenaustausch über die Infektionslage in den jeweiligen Tourismusgebieten gehören.
Maas warnte Touristen erneut davor, dass sie bei der Reise in ein anderes Land in Corona-Zeiten auch die Rückreise bedenken müssten. Die Regierung habe erst vor wenigen Wochen fast eine Viertelmillion gestrandeter deutscher Reisender aus dem Ausland zurückgeholt. "Das können und wollen wir im Sommer nicht wiederholen", betonte der SPD-Politiker.
Der Tourismus-Beauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß, geht davon aus, dass die Bundesbürger im Sommer auch in anderen EU-Ländern Urlaub machen können. Er sei "zuversichtlich", dass auf europäischer Ebene dafür die Voraussetzungen geschaffen werden könnten, erklärte Bareiß am Mittwoch zu einer Video-Konferenz der für Tourismus zuständigen EU-Minister. Er sehe "gute Chancen, dass die Menschen im Sommer in ihre liebsten europäischen Urlaubsregionen reisen können".
Die Beratungen der EU-Tourismusminister hätten bestätigt, dass erste abgestimmte Schritte zur Aufhebung der Kontrollen an den Binnengrenzen getan worden seien, erklärte der parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Es sei aber klar, dass Urlauber "mit Einschränkungen leben müssen" erklärte Bareiß. "Die konsequente Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln bleibt unumgänglich." Letztlich müsse sorgfältig abgewogen werden "zwischen Gesundheitsschutz, Reiselust und wirtschaftlichen Interessen".
Auch die Türkei drängelt, weil es die Corona-Epidemie im Griff zu haben glaubt. Doch die Bundesregierung ist offenbar noch skeptisch. Außenminister Mevlüt Cavusoglu warb bei Maas für einen Hygieneplan, konnte sich nach Informationen des SPIEGEL aber noch nicht abschließend mit seinem deutschen Kollegen einigen.