Spaziergang auf staubigem Boden im Nordosten Spaniens: In der Nähe eines riesigen Trinkwasserreservoirs sind die Risse im einstigen Flussbett tief. Der durchschnittliche Wasserstand in den katalanischen Stauseen liegt bei nur 27 Prozent.
Ruben del Campo, Meteorologe: »Dies ist das Gebiet, das am stärksten vom Regenmangel betroffen ist. Es handelt sich um ein Gebiet, das man als Niemandsland bezeichnen könnte. Die Stürme vom Atlantik und vom Mittelmeer erreichen es nicht. Schon seit drei Jahren hat es hier sehr wenig geregnet hat. Das führt zu Wassermangel und sogar zu Einschränkungen für den menschlichen Verbrauch.«
Die Behörden haben die Bevölkerung Anfang des Monats aufgefordert, weniger Wasser zu verbrauchen: zu Hause acht Prozent, in der Landwirtschaft sogar 40 Prozent weniger.
100 km nördlich von Barcelona zeigt sich der Stausee von Sau ähnlich trocken. Er ist nur noch zu 10 Prozent mit Wasser gefüllt, der niedrigste Pegelstand seit 1990. Und so tauchen alte Häuser und der Kirchturm einer Dorfruine wieder auf, die einst für den See geflutet wurden, eine kleine Attraktion. Damit Touristen nicht im Schlamm stecken bleiben, haben die Behörden den Zugang eingeschränkt. Zum Schutz des Trinkwassers fängt die Regionalregierung tonnenweise Fische, die in dem sauerstoffarmen Wasser kaum überleben würden. Die invasiven Arten werden getötet, die einheimischen in nahegelegenen Gewässern ausgesetzt.
Hitzewellen und damit verbundene Dürren treten in Spanien immer häufiger auf und werden sogar noch zunehmen.
Ruben del Campo, Meteorologe: »Spanien liegt zwischen den gemäßigten und den wüstenähnlichen Klimazonen des Südens. Hier findet gerade ein Wandel hin zu einem trockeneren Klima statt. Und das bedeutet: es steht weniger Wasser zur Verfügung.«
Zwar rechnet Meteorologe del Campo im Frühjahr mit Regen, aber hier im Osten der iberischen Halbinsel weniger als sonst. Der Sommer 2022 war bereits der mit Abstand heißeste in der spanischen Geschichte, so del Campo. Mehr als 300.000 Hektar Fläche gingen bei Waldbränden in Flammen auf. Was kann dieses Jahr noch passieren?
Ruben del Campo, Meteorologe: »Die ersten Prognosen für den Sommer sprechen bereits von überdurchschnittlich hohen Temperaturen. Es sieht so aus, als könnte es wieder ein heißer Sommer werden. Wenn es im Frühjahr nicht genug regnet, könnten wir erneut mit Hitze und trockener Vegetation konfrontiert sein. Und das könnte wieder zu großen Waldbränden führen.«
Wie die Region dauerhaft die Trinkwasserversorgung von Millionen Menschen sichern kann, ist mit diesen Prognosen ungewiss. Und europaweit steh ein weiteres Dürrejahr bevor.