Ranil Wickremesinghe Neuer Präsident in Sri Lanka vereidigt

Als Präsident Sri Lankas vereidigt: Ranil Wickremesinghe
Foto: Arun Sankar / AFPSri Lankas Präsident Gotabaya Rajapaksa setzte sich nach Massenprotesten in seinem Land ins Ausland ab. Nun hat er offiziell einen Nachfolger: Einen Tag nach seiner Wahl zum Präsidenten von Sri Lanka ist der frühere Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe in seinem neuen Amt vereidigt worden.
Der 73-Jährige schwor einer Mitteilung seines Büros zufolge am Mittwoch seinen Amtseid im schwer bewachten Parlamentsgebäude vor dem Vorsitzenden Richter am obersten Gerichtshof des Landes, Jayantha Jayasuriya. Wickremesinghe hat nun die Aufgabe, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden.
Aus Regierungskreisen heißt es, der neue Staatschef werde ein Kabinett aus etwa 30 Ministern bilden. Dieses soll das Land aus der schwersten Wirtschaftskrise seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1948 führen.
Die Vereidigungszeremonie sollte eigentlich live im Fernsehen zu sehen sein. Die Übertragung wurde jedoch aus bislang unbekannten Gründen unterbrochen, bevor der Amtseid begann. Nach offiziellen Angaben laufen bereits Ermittlungen zu dem Vorfall.
Präsident Rajapaksa war außer Landes geflohen
Die Regierung Sri Lankas war zuletzt nicht mehr in der Lage, die wichtigsten Importe wie Lebensmittel, Treibstoff und Medikamente zu finanzieren. Inzwischen hat Sri Lanka den Internationalen Währungsfonds (IWF) sowie Russland um Hilfe gebeten. Auch die hohe Inflation und stundenlange Stromausfälle sorgen für großen Unmut. Die Gründe für die Krise sind vielfältig – darunter Misswirtschaft und Korruption, aber auch die Folgen der Coronapandemie, die vor allem den wichtigen Tourismussektor hart getroffen haben. Wegen der Krise protestieren seit Wochen viele Menschen gegen die politische Führung.
Wickremesinghes Vorgänger Gotabaya Rajapaksa war in der vergangenen Woche vor Massenprotesten außer Landes geflohen. Von Singapur aus erklärte er später seinen Amtsverzicht. Die Wut der Demonstranten richtete sich auch gegen seinen damaligen Regierungschef Wickremesinghe.
Bei den Massenprotesten der vergangenen Monate hatten die Demonstranten auch Wickremesinghes Rücktritt gefordert. Sie warfen ihm vor, die Interessen des einflussreichen Rajapaksa-Clans zu schützen, der die Politik in Sri Lanka seit zwei Jahrzehnten dominiert, und kündigten an, auch gegen ihn weiter zu protestieren.
Wickremesinghe hatte bereits mehrfach das Amt des Regierungschefs in Sri Lanka inne, zuletzt übernahm er den Posten inmitten der Regierungskrise im Mai. Er ist der Neffe des früheren Präsidenten Junius Jayewardene, der ihn 1977 zum stellvertretenden Außenminister ernannt hatte. Wickremesinghe hatte sich bereits zwei Mal um das Präsidentenamt beworben, konnte sich bei den Wahlen 1999 und 2005 aber nicht durchsetzen.