»Regierung auf Hexenjagd« Verhaftungswelle nach Massenprotesten in Sri Lanka

Die neue Regierung in Sri Lanka hat den Ausnahmezustand verlängert und geht mit Härte gegen Kritiker vor. Die Opposition sieht in den Verhaftungen von Demonstranten einen Racheakt.
Sri Lankas Hauptstadt Colombo: Eine Demonstrantin läuft an zahlreichen Militärangehörigen vorbei

Sri Lankas Hauptstadt Colombo: Eine Demonstrantin läuft an zahlreichen Militärangehörigen vorbei

Foto: Akila Jayawardana / NurPhoto / IMAGO

Massenproteste haben den früheren Präsidenten von Sri Lanka Gotabaya Rajapaksa kürzlich zunächst ins Exil und dann aus dem Amt gedrängt. Mit der Vereidigung des neuen Präsidenten Ranil Wickremesinghe kehrt jedoch keine Ruhe in den Krisenstaat ein. Nach der Niederschlagung der Demonstrationen geht das neue Staatsoberhaupt weiter mit Härte gegen Regierungsgegner vor.

Mindestens ein Dutzend Schlüsselfiguren der Protestbewegung seien bereits festgenommen worden, sagte ein Vertreter der Polizei der Nachrichtenagentur dpa in Colombo. Man habe mindestens 300 weitere Personen identifiziert, aber bislang noch nicht verhaftet. Der Staat wirft den Regierungsgegnern Gewaltanwendung und die Beschädigung von Staatseigentum vor. Auch hätten sie die Privatresidenz von Wickremesinghe in Brand gesteckt.

Das Parlament verlängerte am Mittwoch den verhängten Ausnahmezustand trotz scharfer Proteste der Oppositionsparteien um einen Monat. Die Opposition wirft der neuen Führung Machtmissbrauch vor. Die Regierung »rächt sich an Personen, die Proteste organisiert haben«, kritisierte der Oppositionsabgeordnete im Parlament, M.A. Sumanthiran. »Möglicherweise hat es Personen gegeben, die Schäden an Eigentum verursacht haben, und sie könnten festgenommen werden. Aber hier ist die Regierung auf einer Hexenjagd auf reine Demonstranten«, sagte er.

Der Inselstaat südlich von Indien erlebt die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten, für die die Menschen ein Missmanagement der Regierung verantwortlich machen. Nach monatelangen Massenprotesten war Präsident Rajapaksa vor zwei Wochen aus dem Land geflohen. Kaum vereidigt, ließ sein Nachfolger Wickremesinghe das zentrale Protestlager der Regierungsgegner vor einer Woche mit Gewalt auflösen. Die Proteste richten sich auch gegen ihn. Wickremesinghe gilt als ein enger Verbündeter von Rajapaksa.

asc/dpa

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