Szenen an türkisch-griechischer Grenze Stacheldraht, Gedränge, Tränengas
An der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland spielen sich in diesen Tagen dramatische Szenen ab. Tausende Flüchtlinge aus Syrien und anderen Krisenregionen versuchen hier, die Türkei zu verlassen und nach Griechenland zu gelangen. Die griechische Grenzpolizei reagiert mit Tränengas. Immer wieder bricht Unruhe oder Panik aus, Menschen werden niedergetrampelt.
Der Zustand an der Grenze sind die Folge einer Ansage der türkischen Regierung, Flüchtlinge in Richtung Griechenland bis auf weiteres passieren zu lassen. Der türkische Staatssender TRT veröffentlichte am Freitag eine Karte mit Routen für Flüchtlinge in Richtung Westeuropa. Die gelb eingezeichneten Wege beginnen in Idlib. In der Provinz im Norden Syriens harren mehr als eine Million Flüchtlinge an der geschlossenen türkischen Grenzmauer aus. Täglich erfrieren dort Kinder.
Tausende haben sich seitdem auf den Weg zum Grenzübergang zwischen dem türkischen Edirne und dem griechischen Kastanies gemacht. In Istanbul drängen sich Flüchtlinge, um einen Platz in einem Bus zur Grenze zu ergattern. Die griechische Polizei hat den Übergang ihrerseits geschlossen und versucht, die Flüchtlinge zurückzudrängen. Ihr Auftrag: niemanden durchlassen.
Flüchtling aus Syrien
"Wir sind hier seit zwei Tagen, es gibt zwei Monate alte Kleinkinder. Die einen lassen uns jetzt durch, aber die anderen schießen mit Tränengas auf uns. Ein Mann wurde von einer Kugel in die Hand getroffen, sie haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Wir haben nichts zu essen! Schauen Sie sich die Kinder an!"
Viele der Flüchtlinge harren schon lange an der türkischen Seite der Grenze aus.
Flüchtling aus Marokko
"Wir können hier nur essen und schlafen, wir haben keine Zukunft. Deswegen wollen wir hier weg, wir wollen unser Leben ändern, wieder Ziele haben!"
Flüchtling aus Syrien
"Alles was ich will ist, wieder Ruhe zu haben. Hier schicken sie mich von einer Stelle zur nächsten, weil mir ein bestimmtes Formular fehlt, ich darf nicht arbeiten, die Situation hier ist sehr hart."
Auch mit Booten versuchen immer mehr Menschen nach Griechenland zu gelangen – über den Grenzfluss Evros. Und im Mittelmeer machen sich immer mehr Menschen in Richtung der griechischen Insel Lesbos nahe der Türkei auf. Denn auch die türkische Küstenwache hat die Order erhalten, Flüchtlinge passieren zu lassen.
Die Entwicklung bedeutet das faktische Ende des Flüchtlingspaktes zwischen der EU und der Türkei. Deutschland und Frankreich beantragten mit Großbritannien und den USA eine Sondersitzung des Uno-Sicherheitsrates.