Mutmaßlicher Putschversuch Bewaffnete nehmen offenbar Regierungsmitglieder im Sudan fest

Abdalla Hamdok ist seit August 2019 Ministerpräsident vom Sudan
Foto: Marwan Ali / APIm Sudan hat das Militär offenbar Ministerpräsident Abdullah Hamdok festgenommen. Eine nicht identifizierte militärische Einheit belagerte am frühen Montag sein Haus, berichtete der Sender Al Hadath TV unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Familienangehörige des Staatschefs erklärten der Nachrichtenagentur Reuters, Streitkräfte hätten das Haus von Hamdoks Medienberater gestürmt.
»Nachdem er sich geweigert hatte, den Putsch zu unterstützen, wurde Premierminister Abdalla Hamdok von einer Armee-Einheit festgenommen und an einen unbekannten Ort gebracht«, erklärte das Informationsministerium auf Facebook. Außerdem sollen weitere Mitglieder der Regierung festgenommen worden sein. »Zivile Mitglieder des Souveränen Übergangsrates und einige Minister der Übergangsregierung wurden von Militärkräften festgenommen«, hieß es weiter in der Mitteilung des Ministeriums.
Nach Angaben der britischen Organisation Netblocks, die weltweit Internetsperren dokumentiert, sind seit den frühen Morgenstunden das Internet, das Mobilfunknetz und Teile des Festnetzes gestört.
Nach dem Sturz von Präsident Omar al-Baschir 2019 hat der Sudan seit etwa einem Jahr eine aus Militär und Zivilisten zusammengesetzte Regierung. Allerdings schwelen tief greifende Konflikte in dem Land weiter. Zudem gibt es den Behörden zufolge immer wieder Versuche von Baschirs Anhängern, die Regierung zu schwächen oder zu stürzen. Im September war ein Putschversuch gescheitert. Im März vergangenen Jahres war Hamdok einem Attentatsversuch entkommen.
Nach dem mutmaßlichen Putschversuch versammelten sich Demonstranten nun in der Hauptstadt Khartum und blockierten Straßen. In den vergangenen Wochen war es in dem afrikanischen Land immer wieder zu Protesten verschiedener Gruppen gekommen. Dabei war von einer Seite die Einsetzung einer zivilen Regierung, von der anderen die Absetzung der amtierenden Übergangsregierung durch das Militär gefordert worden.
Washington zeigte sich alarmiert über die Ereignisse. »Die USA sind zutiefst beunruhigt über Berichte über eine militärische Übernahme der Übergangsregierung«, erklärte der US-Sonderbeauftragte für das Horn von Afrika, Jeffrey Feltman, auf Twitter. »Dies würde gegen die Verfassungserklärung und die demokratischen Bestrebungen des sudanesischen Volkes verstoßen«.
Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell äußerte sich ebenfalls auf Twitter. Man verfolge die aktuellen Ereignisse »mit größter Sorge«, schrieb er. Die EU rufe alle Beteiligten und regionalen Partner auf, den Übergangsprozess wieder in Gang zu bringen.