Sudan Militär setzt Tränengas gegen Demonstrierende ein

Demonstrierende im Sudan: »Nein zur Militärherrschaft«
Foto: - / AFPDie Proteste gegen die Militärführung im Sudan gehen weiter. Am Dienstag demonstrierten erneut Tausende Menschen in mehreren Städten des Landes für die Wiedereinsetzung einer zivilen Regierung. In der Hauptstadt Khartum setzten die Sicherheitskräfte Tränengas ein, um die Menge auseinanderzutreiben, wie Augenzeugen berichteten. Rund um den Präsidentenpalast und das Armeehauptquartier waren demnach zahlreiche Soldaten und Polizisten sowie paramilitärische Einheiten stationiert.
Die Demonstrierenden riefen »Nein zur Militärherrschaft« und forderten die Armee auf, in die Kasernen zurückzukehren. Demonstranten im Osten Khartums verbrannten Autoreifen und errichteten Barrikaden aus Steinen, wie eine Augenzeugin berichtete. Auch in der an Khartum angrenzenden Stadt Omdurman sowie in Port Sudan und Nyala gingen Gegnerinnen und Gegner der Militärführung auf die Straße.
Sudan habe »gefährlichen Wendepunkt überschritten«
Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan hatte im Oktober den Ausnahmezustand verhängt und die Regierung abgesetzt, die nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Omar al-Baschir im April 2019 den Übergang zu demokratischen Wahlen hatte leiten sollen. Es folgten Massenproteste, al-Burhan setzte daraufhin Regierungschef Abdalla Hamdok wieder ein.
Am Sonntagabend erklärte Hamdok jedoch seinen Rücktritt. Er beklagte die »Zersplitterung der politischen Kräfte« in dem nordostafrikanischen Land und die Konflikte zwischen den militärischen und zivilen Teilen der Übergangsregierung. Trotz aller Anstrengungen sei deshalb ein politischer Konsens nicht zustande gekommen. Der Sudan habe einen »gefährlichen Wendepunkt überschritten, der sein Überleben bedroht«.
Die regelmäßigen Massendemonstrationen für eine Rückkehr zu einer zivilen Regierung dauern seit Ende Oktober an und das Militär geht immer wieder gewaltsam dagegen vor. Nach Angaben eines Ärztekomitees wurden dabei bisher insgesamt 57 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt.