Zu wenig Spenden für Südsudan Welternährungsprogramm muss 1,7 Millionen Hungernden Rationen streichen

Der Südsudan kommt seit Jahren nicht aus der Krise. Bereits in der Vergangenheit halbierte das Welternährungsprogramm die Lebensmittel, nun fehlt es erneut massiv an Rationen.
Zahlreiche Krisen gleichzeitig: Die Silhouetten von Kindern im Südsudan, die an einem eingetrockneten Fluss entlanglaufen

Zahlreiche Krisen gleichzeitig: Die Silhouetten von Kindern im Südsudan, die an einem eingetrockneten Fluss entlanglaufen

Foto: Adrienne Surprenant / AP

Das Welternährungsprogramm (WFP) ist mangels Spenden im Südsudan gezwungen, Essensrationen für 1,7 Millionen hungernde Menschen auszusetzen. Das Geld reiche nur noch für 4,4 Millionen Menschen, berichtete Adeyinka Badejo-Sanogo, amtierende WFP-Direktorin im Südsudan, Reportern in Genf per Videolink aus der Hauptstadt Juba. Die Rationen mit Getreide, Hülsenfrüchten, Speiseöl und Salz hätten im vergangenen Jahr schon einmal halbiert werden müssen. Zwei Drittel der gut elf Millionen Einwohner brauchten eigentlich Unterstützung, sagte sie. »Wir arbeiten, um eine Hungersnot abzuwenden«, sagte Badejo-Sanogo.

Der Südsudan war am 9. Juli 2011 nach einem mehr als 20-jährigen Bürgerkrieg vom Sudan unabhängig geworden. Doch in den vergangenen elf Jahren kam das Land nicht zur Ruhe. Der Südsudan kämpft mit zahlreichen Krisen gleichzeitig: Dazu gehörten die Folgen schwerer Überschwemmungen, Dürren in anderen Landesteilen, interne Konflikte sowie steigende Lebensmittelpreise weltweit infolge des russischen Kriegs gegen die Ukraine.

Auch Rotes Kreuz warnt vor Hungerkatastrophe

Das WFP braucht eigenen Angaben zufolge für dieses Jahr 426 Millionen Dollar (rund 407 Millionen Euro) für den Südsudan. Die Organisation wird überwiegend aus Staatskassen reicherer Länder finanziert.

Bereits im April hatte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vor einer Hungerkatastrophe in Afrika gewarnt. Mehr als ein Viertel der Menschen auf dem Kontinent – insgesamt rund 346 Millionen – litten da bereits unter »alarmierendem« Hunger. »Die akute Situation der Lebensmittelunsicherheit in vielen Ländern, in denen wir arbeiten und in denen die Menschen bereits unter bewaffneten Konflikten leiden, kippt in eine echte Hungersnot«, sagte der Leiter der internationalen Einsätze des IKRK, Dominik Stillhart, vor Journalisten in Nairobi. Die »schreckliche« Notlage der Zivilbevölkerung in der Ukraine dürfe die weltweite Aufmerksamkeit nicht von anderen Krisen in Afrika ablenken.

mrc/dpa

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