Provinz Idlib Türkei gibt Militäroffensive gegen syrische Armee bekannt

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan
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Die Türkei hat eigenen Angaben zufolge eine Militäroffensive gegen die syrische Armee gestartet. Nach den Luftangriffen auf türkische Soldaten in der nordwestsyrischen Provinz Idlib am Donnerstag sei die Operation "Frühlingsschild" im Gange, teilte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu in Ankara mit. Mit Akars Äußerungen bekannte die türkische Regierung nun erstmals öffentlich, dass es sich um einen größer angelegten Einsatz ihrer Armee handelt.
Bislang habe die Türkei unter anderem eine Drohne der syrischen Regierung, acht Helikopter und 103 Panzer der syrischen Regierung zerstört, sagte Akar. Zudem seien mehr als 2000 syrische Soldaten "außer Gefecht gesetzt worden". Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hatte am Samstagabend noch von mehr als 70 syrischen Soldaten gesprochen, die durch türkische Angriffe getötet worden seien.
Den Nachrichtenagenturen Reuters und AP zufolge soll die Türkei zudem am Sonntag auf zwei syrische Jets geschossen haben. Demnach hätten sich die Piloten mit Schleudersitzen retten können. Weitere Details hierzu sind allerdings noch nicht bekannt.

Verteidigungsminister Hulusi Akar: Operatiom "Frühlingsschild" im Gange
Foto: Anadolu Agency/ Getty ImagesAm Donnerstagabend waren durch Angriffe der syrischen Regierung in der Provinz Idlib mindestens 36 türkische Soldaten getötet worden. Die Türkei hatte nach eigenen Angaben am Samstag mit den massiven Vergeltungsangriffen auf syrische Truppen begonnen. Türkische Truppen hatten dabei Angriffe auf mehrere Ziele in Syrien gemeldet - sollen in der Provinz Idlib und der Umgebung weiter aktiv sein, wie es aus syrischen Militärkreisen heißt.
Syrien sperrt Luftraum im Nordwesten des Landes
Die syrische Regierung hat inzwischen auf den Angriff reagiert und den Luftraum im Nordwesten des Landes gesperrt. Flugzeuge und Drohnen dürften über dem Nordwesten und insbesondere über Idlib nicht mehr fliegen, teilte die syrische Armee einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Sana zufolge mit. "Jedes Flugzeug, das unseren Luftraum verletzt, wird als feindlich eingestuft und abgeschossen."
Die Türkei unterstützt im syrischen Bürgerkrieg islamistische Rebellen, der syrische Präsident Baschar al-Assad dagegen wird von Russland unterstützt. Verteidigungsminister Akar betonte, die Türkei habe kein Interesse an einem Konflikt mit Russland. Sie wolle vielmehr das "Massaker" der syrischen Regierung beenden und eine neue Migrationswelle verhindern. Er appellierte erneut an Russland, auf die syrische Regierung einzuwirken, damit diese die Angriffe einstelle.
Erdogan warnt Putin
Trotz teils gegensätzlicher Interessen in Syrien haben die Türkei und Russland sich in den vergangenen Jahren immer wieder um eine Kooperation in dem Bürgerkriegsland bemüht. Gemäß einer 2018 geschlossenen Vereinbarung zwischen Ankara und Moskau unterhält die Türkei in Idlib zwölf Beobachtungsposten. Im Januar forderte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die syrische Armee auf, sich hinter die mit Russland vereinbarten Frontlinien in Idlib zurückzuziehen. Anderenfalls werde sein Land dies mit militärischen Mitteln erzwingen.
Erdogan richtete zuletzt zudem scharfe Warnungen an Russland und Syrien. In einem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin am Freitag sagte er nach eigenen Angaben, Russland solle der Türkei in Syrien "aus dem Weg" gehen. Syrien wiederum drohte er, dass es den "Preis zahlen" werde für den Tod der türkischen Soldaten.
Das Geschehen in Syrien hat auch konkrete Auswirkungen auf die Europäische Union (EU): Infolge der Eskalation im Nachbarland öffnete die Türkei am Samstag ihre Grenzen für Flüchtlinge, die in die EU gelangen wollen. Mit der Öffnung der Grenzen macht Erdogan auch Druck auf die EU und die NATO, ihn im Syrien-Konflikt zu unterstützen.