Türkische Angriffspläne USA versuchen, Ankara von Nordsyrien-Operation abzubringen

Ankara gilt die kurdische YPG als Terrororganisation, Washington gilt sie als Partner im Kampf gegen den »IS«. Der türkische Außenminister Çavuşoğlu verteidigte nun die Angriffspläne im Norden Syriens gegen US-Kritik.
Flüchtlingslager im türkisch kontrollierten Gebiet Syriens nahe der Grenze

Flüchtlingslager im türkisch kontrollierten Gebiet Syriens nahe der Grenze

Foto: Zakariya Yahya / ZUMA Wire / IMAGO

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hat eine geplante Operation seines Landes im Nachbarland Syrien verteidigt. Es gebe weiterhin Terroristen in Nordsyrien, die man bekämpfen müsse, sagte Çavuşoğlu. Die USA versuchten jedoch, die Türkei von dem potenziell bevorstehenden Einsatz abzubringen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte vergangene Woche mit einer neuen Militäroperation in dem Nachbarland gedroht, bei der man bis zu 30 Kilometer in syrisches Gebiet eindringen wolle.

Türkei kontrolliert bereits eine 30 Kilometer tiefe »Schutzzone«

Im Nordosten Syriens vertrieben Kämpfer der YPG 2012 die Regimetruppen von Baschar al-Assad. Vier Jahre später rief die kurdische Partei der Demokratischen Union die autonome Selbstverwaltung Nord- und Ostsyrien aus. Sowohl das syrische Regime als auch die Türkei werteten das als Provokation. Der Regierung in Ankara gilt die YPG als eine Terrororganisation, als syrischer Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, die seit Jahrzehnten Krieg gegen den türkischen Staat führt. Die USA sehen die YPG im syrischen Bürgerkrieg als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS).

2018 ließ der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die mehrheitlich kurdische Stadt Afrin bombardieren, 2019 die Städte Ras al-Ain und Tall Abjad. Die Türkei hält seitdem eine 30 Kilometer tiefe »Schutzzone« entlang der Grenze besetzt.

Der Analyst Salim Cevik vom Centrum für Türkeistudien (Cats) in Berlin sagte, türkische Operationen im Westen Nordsyriens fänden mit russischer Zustimmung statt. Östlich des Euphrat benötige die Türkei die Zustimmung der USA und Russlands. »Erdoğan sieht jetzt seine Chance, da Russland mit dem Krieg in der Ukraine beschäftigt ist. Seine Vetokarte in der Nato nutzt er, um die USA zu Zugeständnissen auf syrischem Boden zu drängen.«

Die Türkei blockiert derzeit als einziges Nato-Mitglied öffentlich den Beginn des Aufnahmeprozesses Schwedens und Finnlands in das Verteidigungsbündnis.

muk/dpa
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