Syrien Viele Tote bei Gefechten nach IS-Angriff auf Gefängnis

Die Kämpfe zwischen IS und den kurdischen Streitkräften dauern an
Foto: - / AFPBei tagelangen Gefechten nach einem Angriff der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf ein Gefängnis im Norden Syriens sind mindestens 120 Menschen gestorben. Mindestens 77 IS-Mitglieder und 39 kurdische Sicherheitskräfte seien seit Donnerstag getötet worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit.
Unter den Toten seien auch sieben Zivilisten. Die Kämpfe zwischen dem IS und den SDF-Sicherheitskräften dauerten am Sonntag den vierten Tag in Folge an. Teile des Gebäudes würden noch von den dortigen Insassen kontrolliert, heißt es.
US-Militär hat Stellung um das Gefängnis bezogen
Das US-Verteidigungsministerium erklärte, man unterstütze die von Kurden dominierte Militärallianz SDF mit Luftangriffen. Arabische Stammesvertreter, die mit Bewohnern in der Gegend um Hasaka in Kontakt standen, sagten, US-Koalitionstruppen hätten Stellungen rund um das Gefängnis eingenommen und Flugzeuge seien über die Gegend hinweggeflogen.
Bei den Inhaftierten handelt es sich um Tausende Anhänger und Kämpfer des IS, die seit Jahren ohne Anklage in dem Gefängnis in der Stadt Hasaka warten. Es ist das größte Gefängnis, das kurdische Truppen für die Militanten eingerichtet haben – etwa 5000 Menschen leben in dem ehemaligen Schulgebäude. Die Inhaftierten stammen aus mehr als 50 Nationen, die größtenteils nicht bereit sind, ihre Staatsbürger, die zum Kampf nach Syrien ausreisten, zurückzunehmen. Laut Berichten der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind die Lebensbedingungen in den IS-Gefängnissen »unmenschlich«.
Als die letzte Hochburg des IS in der syrischen Stadt Baghus nahe der irakischen Grenze im Frühjahr 2019 eingenommen wurde, ergaben sich bis zu 80.000 Anhänger und Kämpfer der Dschihadistentruppe. Bis heute sitzen 12.000 von ihnen in Gefängnissen in Hasaka, Kobane, Qamischli, die allermeisten sind Männer, nur eine geringe Zahl Frauen und Kinder.
Die Angehörigen vieler Insassen sagen, dass es sich um kleine Kinder und andere handelt, die aufgrund fadenscheiniger Anschuldigungen oder wegen Widerstands gegen die Zwangsrekrutierung der SDF festgenommen wurden, und werfen den kurdischen Kräften Rassismus vor. Die syrisch-kurdischen Kräfte bestreiten die Vorwürfe.