Quelle: PLA/WeChat
Mit solch martialischen Bildern hatte die Chinesische Volksbefreiungsarmee kurz VOR dem Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan schon einmal Stimmung gemacht. Das Propagandavideo mit den militärischen Muskelspielen hatte die Volksarmee auf der Plattform WeChat zwei Tage vor Pelosis Reise gepostet, ein Mitarbeiter des chinesischen Außenministeriums teilte es mit dem Kommentar: »wir sind auf alles vorbereitet«.
Ganz so martialisch sehen die Bilder aus dem chinesischen Staatsfernsehen nicht aus, doch die Botschaft bleibt die gleiche: »Die Übungen beginnen« erklärte der Sender den Beginn von neuen Militärmanövern in den Gewässern um Taiwan.
Chinesisches Staatsfernsehen
»Die Streitkräfte der Chinesischen Volksbefreiungsarmee haben am 4. August gegen 13.00 Uhr in der Straße von Taiwan Schießübungen über große Entfernungen durchgeführt und präzise Angriffe auf Gebiete in der östlichen Straße von Taiwan ausgeführt und die erwarteten Ergebnisse erzielt."
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums Taiwans wurden nicht identifizierte chinesische Flugkörper über den Kinmen-Inseln mit Leuchtraketen abgelenkt.
Zwei chinesische Flugobjekte, wahrscheinlich Drohnen, seien am Mittwochabend zweimal in das Gebiet eingedrungen. Das Militär in Taiwan gehe davon aus, dass die Drohnen dazu dienten, Informationen über Taiwans Sicherheitsmaßnahmen zu sammeln. Die stark befestigten Kinmen-Inseln gehören politisch zu Taiwan, liegen aber nur wenige Kilometer vor der südöstlichen Küste Chinas.
Taiwans Regierung erklärte umgehend, die Lage genau zu beobachten. Die Streitkräfte des Inselstaates würden sich »auf einen Krieg vorbereiten, ohne einen Krieg zu wollen«. In der Hauptstadt Taipeh reagierten die Menschen eher gelassen auf die Drohgebärden des großen Nachbarn.
CHEN MONG-HSUEH, Einwohner Taipeh
»Ich habe mich an die Drohungen aus China schon längst gewöhnt. Für uns in Taiwan ist die Wirtschaft wichtiger, gerade nach der Pandemie haben viele wirtschaftliche Sorgen.«
CHEN MING-CHENG, Einwohner Taipeh
»Ich habe eigentlich keine Angst vor den Drohungen Chinas. China hat schon eine ganze Weile gesagt, dass es Taiwan gewaltsam annektieren will. Ich glaube, sie versuchen die Wut der eigenen Bevölkerung auf Taiwan zu lenken. In Wirklichkeit gibt es keine großen Auswirkungen auf Taiwan, denke ich."
In der chinesischen Hauptstadt Peking gab der Besuch von Pelosi eher Anlass für nationalistische Stimmungsmache.
ZHAO, Einwohner Peking
»Ich fand Pelosis Besuch eine gute Sache. Er gibt uns die Möglichkeit, Taiwan früher als erwartet mit Gewalt zu erobern. Ich denke, wir sollten der Genossin Pelosi danken."
XIA YAN, Einwohnerin Peking
»Der Besuch von Pelosi hat uns Chinesen emotional aufgebracht. Aber wenn wir uns beruhigen und darüber nachdenken, müssen wir Vertrauen in unser Mutterland haben. Die Regierung wird bereits eine Lösung gefunden haben. Wir sollten einfach unserem Mutterland vertrauen.«
Weltweit sorgen Chinas Drohgebärden eher für Beunruhigung als Vertrauen: eine ernsthafte Konfrontation, so die Botschaft der südostasiatischen Nachbarländer, müsse mit allen Mitteln vermieden werden.